Möbel, Gefäße, Technik – im Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt stehen vor allem Gebrauchsgegenstände im Rampenlicht. Unter dem Titel „Alltag formen! Bauhaus-Moderne in der DDR“ wird eine Sonderausstellung zur Bauhaus-Rezeption präsentiert, die nicht nur Objekte, sondern auch ihre Gestalter und Gestalterinnen vorstellt. Dabei wird deutlich wie die Prinzipien der Funktionalität, Langlebigkeit und Alltagstauglichkeit weitergetragen und neu umgesetzt wurden. Industrielle Formgestaltung wurde in der DDR innerhalb der Lehre und in Publikationen wie der form+zweck intensiv beleuchtet.
Vor allem in der frühen DDR prägten ehemalige Bauhäusler wie Mart Stam und Walter Funkat durch ihren Unterricht und ihre Praxis an den Hochschulen der DDR eine nachfolgende Generation, die wiederum ihrerseits die Alltagskultur entscheidend beeinflusste. 50 Biografien und zentrale Wirkungsorte zeugen in der Ausstellung vom dichten Netzwerk.
Tradition und Rezeption
Im Fokus stehen aber natürlich auch ihre Werke und Formensprache. So zum Beispiel die Möbelgestaltung der Deutschen Werkstätten Hellerau anhand von Arbeiten der Formgestalter Franz Ehrlich, Selman Selmanagić und Rudolf Horn. Erstere waren erfolgreiche Absolventen des Bauhaus Anfang der 30er Jahre.
Die Ausstellung setzt sich aber auch mit der widersprüchlichen kulturpolitischen Haltung der DDR zum Bauhaus-Erbe auseinander. Denn auf frühe Ansätze zur Wiederbelebung folgten „Formalismus“-Vorwürfe und erst durch den industriellen Wohnungsbau eine graduelle Rehabilitation. Teil des offiziellen Kulturerbes der DDR wurde die Schule für Gestaltung letztendlich 1976 zusammen mit der Wiedereröffnung des sanierten Bauhaus Dessau. Die wechselvolle Geschichte können Besucher noch bis zum 5. Januar 2020 in der Ausstellung erforschen.
Einen Überblick über alle bisher verfügbaren Stories erhalten Sie unter www.interface.com/100stories.