Nachdem das Bauhaus 1925 von Weimar nach Dessau zog, entwarf Walter Gropius ganz in der Nähe der Schule eine Wohnsiedlung: ein Einzelhaus für den Direktor sowie drei Doppelhäuser für die Lehrer am Bauhaus, die seit Weimarer Zeiten „Meister“ genannt wurden.
Neben Walter Gropius lebten hier unter anderem Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe sowie Laszlo Moholy-Nagy, Georg Muche und Paul Klee. Im Jahr 1945 fiel jedoch sowohl das Direktorenhaus als auch die Haushälfte von Moholy-Nagy einem Bombenangriff zum Opfer. Erst viele Jahrzehnte später wurde nach etlichen Anläufen und schließlich einem finalen Wettbewerb das Berliner Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez mit der Wiederherstellung des geschichtsträchtigen Ensembles beauftragt, das die Architektur der einstigen Meisterhäuser neu interpretierte. Am 16. Mai 2014 fand die offizielle Wiedereröffnung statt.
Bei den Neubauten der Meisterhäuser handelt es sich ganz bewusst nicht um eine reine Rekonstruktion, sondern sie wurden auf der Basis eines neuen Konzeptes erbaut. Durch die Wahl der Materialien sind Bestand und Neubau deutlich erkennbar – der Übergang erscheint jedoch sanft und fließend. So ist eine „Architektur der Unschärfe“ entstanden, denn „Was wir gesucht haben, war ein Projekt, das Abwesenheit und zugleich Präsenz evozieren kann, ein Projekt, das Distanz über Nähe schafft und präzise mit Unschärfe umgehen kann.“ sagten die Architekten. Die neuen Häuser zeigen die originalen kubischen Umrisse der ehemaligen Gropius-Bauten – Reduktion und Abstraktion standen beim Entwurf gleichzeitig im Vordergrund. Die Fassade wurde aus Dämmbeton konstruiert und die ursprünglichen äußeren Konturen der Fenster- sowie Türöffnungen übernommen und mit transluzentem Glas verbunden, das nur gebrochenes Licht ins Innere lassen.
Im Innern des Direktorenhauses wurde die einstige Raumstruktur aufgebrochen: auf Teile der ehemaligen Decken und Wände wurde verzichtet, Räume erstrecken sich über mehrere Ebenen und ein mittig im Raum angebrachter Balkon bietet weite Ausblicke. Auf diesem wurde als Bodenbelag noraplan uni aus Kautschuk von nora systems verwendet. Aufgrund seiner Einfarbigkeit weist der Belag ein puristisches Erscheinungsbild auf und konnte somit subtil in ein modernes gestalterisches Konzept wie das der neuen Meisterhäuser integriert werden. Dank seiner fugenlosen Optik wurde das architektonische Stilmittel der Reduktion ganzheitlich umgesetzt.
So ist aus der ehemaligen Wohnarchitektur ein offen gestaltetes Häuserensemble entstanden, das für Ausstellungen genutzt wird und mit seiner Unschärfe die Erinnerungen an die alten Meisterhäuser widerspiegelt. Während das Direktorenhaus als Eingang zu dem umliegenden Areal dient, soll der Moholy-Nagy-Bau das Kurt-Weill-Zentrum erweitern, das sich bereits in der angrenzenden Haushälfte befindet.
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