Am Anfang stand ein Traum: Der Traum Walter Gropius’, Kunst und Handwerk zu vereinen und den Unterschied zwischen beidem aufzuheben – für eine moderne, humane Gesellschaft. Für diese Idee begeisterte er zunächst Künstler. Vor allem Maler konnte er als Lehrende – „Meister der Form“, wie die am Bauhaus tätigen Künstler genannt wurden – für seine neue Schule, das Bauhaus, rekrutieren: Johannes Itten, László Moholy-Nagy und Josef Albers leiteten den Vor- und Elementarkurs, Wassily Kandinsky und Paul Klee die Wand- bzw. Glasmalerei, Lyonel Feininger die Druckerei, Gerhard Marcks die Töpferei, Georg Muche die Weberei und Oskar Schlemmer die Bildhauerklassen. Jedem Künstler war ein Handwerker bei der Werkstattleitung zur Seite gestellt.
Anfang und Ende eines Traumes
Freie Kunst war kein Lehrfach, wohl aber anerkannte Inspirationsquelle, der eine enorme Bedeutung beigemessen wurde. Erst im Wintersemester 1927/28 wurden die freien Malklassen eingerichtet. Mit ihnen und unter der Leitung von Hannes Meyer und später Mies van der Rohe änderte sich jedoch auch der Bezug des Bauhaus zur Kunst: Mit der sich zunehmend entwickelnden Technisierung in den Werkstätten entstand eine immer tiefere Kluft zur ebenfalls immer stärker vorangetriebenen Bildkunstproduktion. Der Traum von der Einheit von Kunst und Handwerk hatte ein Ende.
Widerstreitende Ziele der Meister
Vor allem in den Anfangsjahren gab es Kontroversen um die Rolle der Kunst am Bauhaus. Insbesondere Feininger, Muche und Marcks sahen ihre Aufgabe schwerpunktmäßig in ihrer Vorbildfunktion, die nachfolgenden Künstler wie Klee, Kandinsky und Moholy-Nagy sahen die Aufgabe des Bauhaus darin, eine die Künste koordinierende, Form- und Farbgesetze erforschende Lehrstätte zu sein. Diese Gesetze sollten als Erklärungs- und Entwicklungsmuster für die verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen dienen. Angesichts dieser vielfältigen unterschiedlichen Herangehensweisen und uneinheitlichen Anschauungen erstaunt es nicht, dass die am Bauhaus entstandenen Kunstwerke von figürlich bis surrealistisch, von spätexpressionistisch bis geometrisch-abstrakt reichen und es einen „Bauhaus-Kunststil“ an sich nicht gibt.
Die wichtigsten Bauhaus-Künstler im Überblick
Wassily Kandinsky (1866–1944): Der russische Maler und Grafiker kam 1922 ans Bauhaus und blieb bis zur Schließung, zeitweise als stellvertretender Direktor. Er unterrichtete unter anderem „Abstrakte Formelemente“ und „Analytisches Zeichnen“.
Paul Klee (1879–1940): Der Maler und Grafiker war von 1920 bis 1931 in Weimar und Dessau tätig, wo er unter anderem die Buchbinder-, Metall- und Glasmalereiwerkstatt leitete und seine „Elementare Gestaltungslehre“ lehrte.
Lyonel Feininger (1871–1956): Der deutsch-amerikanische Maler und Grafiker lehrte von 1919 bis 1925 als Meister der Druckerei am Weimarer Bauhaus.
Oskar Schlemmer (1888–1943): Der Maler, Zeichner, Grafiker und Plastiker leitete unter anderem die Bühnenwerkstatt und war von 1921 bis 1929 am Bauhaus.
László Moholy-Nagy (1895–1946): Der ungarische Maler und Fotograf galt als mediales Universalgenie. Er war von 1923 bis 1928 Meister am Bauhaus.
Gerhard Marcks (1889–1981): Der Bildhauer richtete die Keramikwerkstatt am Bauhaus ein. Er war von 1919 bis 1924 als Meister am Bauhaus tätig.
Johannes Itten (1888–1967): Der Schweizer Maler war von 1919 bis 1923 lehrender Meister am Bauhaus in Weimar sowie stellvertretender Direktor. Er gilt als Begründer der Farbtypenlehre.
Einen Überblick über alle bisher verfügbaren Stories erhalten Sie unter www.interface.com/100stories.