Auch heute noch werden zahlreiche Bauhaus-Klassiker produziert und vertrieben. Einige der Herstellerfirmen haben zum Jubiläumsjahr besondere Editionen herausgebracht.
Marianne Brandt, die zunächst in der Bauhaus-Metallwerkstatt Schülerin war, wurde später stellvertretende Leiterin. Das Original der neu aufgelegten Teekanne aus Sterlingsilber befindet sich im MoMA. Die Kanne, die etwa Mitte der 1920er-Jahre entworfen wurde, ist ein Paradebeispiel für die Formprinzipien des Bauhauses. Ebenfalls von Marianne Brandt stammt das Zucker-Sahne-Service, das sie 1928 gemeinsam mit Helmut Schulze entwarf. Die Firma Alessi, die seit den 1980er-Jahren mehrere Bauhausprodukte unter der Lizenz des Bauhaus-Archivs produziert, liefert das Set im Jubiläumsjahr in einer Sonderverpackung.
Mit 24 Jahren wurde Wilhelm Wagenfeld als Geselle am Bauhaus in Weimar aufgenommen. Zwar waren die Entwürfe seiner Tischleuchte von 1924 für die Industrieproduktion konzipiert, jedoch wurden die ersten Exemplare manuell gefertigt und gingen nicht in Serie. Heute wird die „Wagenfeld-Tischleuchte WA 24“ von der Firma Tecnolumen nach seinen Originalangaben hergestellt. Auch die Firma Thonet hat eine Sonder-Edition zum Bauhausjahr herausgebracht, und zwar des „Freischwingers S 533 F“ von Ludwig Mies van der Rohe. Die Stahlrohrgestelle sind aus „Perlglanz-“ und „Champagnerchrom“, der Bezug aus Nubukleder. Für Mies van der Rohes Barcelona-Sessel von 1929 hingegen hat die Firma Knoll International die Exklusivrechte. Zum 100. Geburtstag wurde eine limitierte Edition von nur 365 Stück aufgelegt. Der Sessel entstand in Kooperation mit Lilly Reich für den Deutschen Pavillon zur Weltausstellung in Barcelona.
Neben dem Barcelona-Sessel zählt auch Marcel Breuers „Wassily-Chair“ (1925/26) zum Portfolio der Möbelfirma Knoll International, die 1938 in den USA von Hans Knoll gegründet wurde. Knolls Vater pflegte Kontakte zu zahlreichen Künstlern seiner Zeit – einige von ihnen überließen Knoll ihre Entwürfe zunächst honorarfrei. Auf diese Weise erhielt Knoll auch die Lizenz für den Wassily-Stuhl. Und auch Breuers faltbarer Stahlrohrstuhl von 1927 kommt zu Jubiläumsehren. Er wird von der Firma Tecta hergestellt. Zum Bauhaus-Jahr wurde er unter dem Motto „Bauhaus Nowhaus“ von jungen Designerinnen neugestaltet. Tecta stellt auch die Wiege von Peter Keler (1922) her, die im Original wegen Instabilität zu Bauhauszeiten nicht in Serie produziert wurde. Erst 1975 stellte die Firma Tecta sie erstmals mit einem Stahlgestell her, wofür sich Keler mit seinem ersten farbigen Entwurf der Wiege bedankte. Zum Bauhaus-Jubiläum hat die Firma Naef für eine Miniatur der Wiege eine Unterlizenz von Tecta erhalten. Naef produziert auch seit 1977 das Bauhaus Bauspiel von Alma Siedhoff-Buscher (1924) als Replikat. Siedhoff-Buscher entwarf das Spiel noch in der Ausbildung am Bauhaus. Im Original hatten die Seiten der Klötze unterschiedliche Farben. Es war Teil des Kinderzimmers im Musterhaus „Am Horn“ und wurde später in diversen Versionen in den Werkstätten des Bauhaus produziert.
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2 Antworten zu “Sonder-Editionen zum Bauhaus-Jahr 2019”
In ihrem Artike:
Sonder-Editionen zum Bauhaus-Jahr 2019
Interface 8 Oktober, 2019
wird u.a. ein Innenraumfoto vom Barcelona-Pavillon mit den Barcelona-Sesseln gezeigt. Fälschlicherweise wird im Untertitel Marcel Breuer als Entwerfer genannt, statt Ludwig Mies van der Rohe.
Lieber Herr Schulz,
da hat sich wohl leider der Fehlerteufel eingeschlichen. Vielen Dank für den Hinweis!
Ihr Interface-Team