Im Jahr 1938 wurden in Krefeld Lehrkräfte für Zeichnen an der Höheren Fachschule für Textilindustrie gesucht. Sie sollten die neue Klasse für „künstlerische Web- und Druckgestaltung“ unterrichten. „Ausgewählt und eingestellt wurden mit Gerhard Kadow und Franz Fernand zwei Künstler von sehr unterschiedlicher Qualifikation, Erfahrung und künstlerischem Profil. (…) Gerhard Kadow, fünf Jahre älter als Fernand, hatte ausschließlich am Bauhaus gelernt, dort die Malklassen Wassily Kandinskys und Paul Klees besucht sowie eine Lehre als Handweber absolviert.“ Interessant ist seine Einstellung vor allem vor den politischen Hintergründen. Wieso mehrere Bauhäusler in Krefeld unterrichteten, obwohl das Bauhaus doch längst als „kulturbolschewistisch“ verunglimpft und geschlossen war, thematisiert Christopher Oestereich im fünften Kapitel von „Bauhaus und Textilindustrie“.
Wegbereiter für das Berufsfeld Design
In Krefeld gab es bereits so etwas wie eine Bauhaus-Tradition. „Zum einen hatten Bauhaus-Gestalter wie Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich bereits für die Krefelder Textilindustrie gearbeitet (Ausstellungsgestaltung, Wohn- und Industriebauten im Auftrag von Industriellen), zum anderen gab es seit Mitte der 1920erJahre Kontakte des Bauhauses zu Industrieunternehmen am Niederrhein (…) Mit Johannes Itten geriet einer der maßgeblichen Bauhaus-Pädagogen in den Blick der Krefelder Ausbildungsreformer. Itten übernahm 1932 die Gründungsleitung der neu eingerichteten Höheren Fachschule für textile Flächenkunst.“ Diese Schule wurde mehrfach reformiert, und erst Jahrzehnte später wurde hier ein Berufsfeld klar umrissen – das des Designs. Mehr zum Buch, das vom Projekt MIK e.V. angestoßen wurde, finden Sie hier. Entdecken Sie auch Kapitel eins bis vier in unseren Stories.
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