Das Bauhaus und Walter Gropius sind untrennbar miteinander verbunden. Der Gründer der Schule für Gestaltung hat die Bauhaus-Bewegung in ihren Anfängen geprägt und mit Publikationen sowie intensiver Kontaktpflege Schule und Ideen langfristig ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Als Architekt entwarf Gropius zahlreiche Wohnprojekte und Gebäude, die seine Vorstellungen des Neuen Bauens zum Ausdruck brachten.
Heimat Berlin
Gropius wird am 18. Mai 1883 in Berlin geboren, er stammt aus großbürgerlichen Verhältnissen. Architektur ist ihm seit der Kindheit vertraut, sein Vater ist Geheimer Baurat im Deutschen Reich und sein Großonkel der bekannte Architekt Martin Gropius. Er selbst beginnt 1903 ein Architekturstudium in München, was er später in Berlin fortsetzt, jedoch nie abschließt. Stattdessen fängt er 1907 im Berliner Architekturbüro Peter Behrens an und macht sich drei Jahre später selbstständig. Sein erster großer Auftrag: der Bau des Fagus-Werks in Alfeld.
Traditionelle Architektur revolutionieren
Schon früh fordert Gropius eine Veränderung der traditionellen Baukunst. Er engagiert sich deshalb unter anderem im Deutschen Werkbund. Dank der Freundschaft zum belgischen Architekten Henry van de Velde wird Gropius 1919 dessen Nachfolger als Direktor der „Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Künste“ in Weimar und gibt ihr nicht nur einen neuen Namen, sondern auch eine völlig neue Ausrichtung. Nun kann er seine modernen Ideen zur Neuorientierung der Architektur öffentlichkeitswirksam realisieren, lehren und teilen.
Kunst und Handwerk vereinen
Die Schule fungiert ab sofort unter dem Namen „Staatliches Bauhaus in Weimar“. „Bauhaus“ ist eine Anlehnung an die Bauhütten der mittelalterlichen Kathedralen, in denen Künstler und Handwerker schon vor Jahrhunderten gleichberechtigt zusammengearbeitet haben. Diese Verbindung der Gewerke wird zu Gropius Ideal. Jeweils ein Handwerker als Werkmeister und ein Künstler als Formmeister übernehmen zusammen die Ausbildung der Schüler. Gleichzeitig entwirft er einen völlig neuen Lehrplan, der in den folgenden Jahren zum Einsatz kommt.
Mit dem Staatlichen Bauhaus nach Dessau
Aufgrund von immer stärker werdendem politischem Druck seitens konservativer Fraktionen wird die Schule 1925 in Weimar geschlossen und zieht nach Dessau, wo Gropius ein neues Schulgebäude, das Bauhaus Dessau, entwirft. Neben seiner Funktion als Direktor bleibt Gropius auch dort weiterhin seinem angestammten Beruf treu: Als Architekt beschäftigt er sich intensiv mit dem sozialen Wohnungsbau und entwickelt rationalisierte Baumethoden, die ermöglichen sollen, mit einer Art Baukastenprinzip günstigen Wohnraum zu schaffen. So entsteht beispielsweise die Siedlung Dessau-Törten (1926–1931).
Auswanderung in die USA
1928 tritt Gropius als Direktor der Schule zurück und ernennt Hannes Meyer zu seinem Nachfolger. Als Architekt, Ausstellungsmacher und Gutachter ist er weiterhin gefragt. 1934 emigriert er nach England und wird 1937 als Professor für Architektur an die Harvard University in den USA berufen. Im Jahr 1944 beantragt und erhält er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Zwei Jahre später gründet Gropius die Firma The Architects Collaborative, Inc. (TAC), in der er zusätzlich zu seiner Professur arbeitet und mit jungen Architekten verschiedenste Bau-Projekte in Angriff nimmt.
Zwischen Berlin und Boston
In den 50er und 60er Jahren ist Gropius wieder häufiger in Berlin, obwohl sein Wohnsitz in den USA verbleibt. In Berlin werden einige seiner späten Entwürfe realisiert, wie zum Beispiel die bekannte Wohnsiedlung Gropiusstadt. Walter Gropius stirbt am 5. Juli 1969 in Boston in den USA. Als charismatischer Ideengeber hat er die Bauhaus-Bewegung geprägt und zeit seines Lebens erfolgreich daran gearbeitet, sie international publik zu machen.
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