Mehr als 60 Jahre nach der ersten Bundesgartenschau ist die BUGA eine feste Größe, die alle zwei Jahre Millionen Besucher ins Grüne lockt. Die diesjährige BUGA in Heilbronn kombiniert die klassische Gartenausstellung erstmalig mit einer Stadtausstellung und folgt dabei den elementaren Bauhaus-Ideen von Materialität und der Verschmelzung von Kunst und Architektur.
Wohnkonzepte neu gedacht
„Die Stärke des Bauhauses war ja die Verknüpfung und die Offenheit von Kunst, von Architektur, von Menschsein und der Frage, wie der Mensch leben will“, sagt Architektin Barbara Brakenhoff, „und deshalb finde ich, dass unser Projekt ein Bauhaus-Plus-Projekt ist.“ Brakenhoff arbeitet intensiv an der Verwirklichung der Stadtausstellung, wobei der Bau des Neckarbogens, eines nachhaltigen Stadtviertels, eine Schlüsselfunktion hat. In dem Stadtquartier auf der Neckarinsel sollen nach der BUGA 3500 Menschen wohnen und 1000 ihren Arbeitsplatz haben. Das Viertel dient als Testfeld für urbanes Wohnen im 21. Jahrhundert, das von seiner Vielseitigkeit lebt. Trotz der Traumlage wurden nicht nur reine Luxuswohnungen oder Penthäuser geplant. Soziale Ansprüche, ganz im Sinne der Grundprinzipien von Bauhäuslern wie Hannes Meyer, waren fundamentaler Bestandteil der Projektentwicklung. Wer bauen wollte, musste mit seinem Konzept überzeugen, wie zum Beispiel das „Kinderhaus der Zukunft“ mit Kindertagesstätte und Wohnungen für Alleinerziehende zeigt.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf energieeffizienten Strukturen und neuen Bautechniken wie zum Beispiel innovativen Hybridbauweisen und Fassadengestaltungen, die energiesparende Verschattung, offene Ausblicke und reduzierte Gestaltung kombinieren. Ebenfalls ein Anknüpfungspunkt an die Bauhaus-Schule, die das Experimentieren mit Materialien und das Streben nach dem Einklang von Funktionalität und Ästhetik in den Fokus stellte.
Autarkes Viertel mit gemeinsamen Grünflächen
Das Viertel wurde autark entwickelt mit Miet- und Eigentumswohnungen, Geschäftsflächen für Läden und Kleingewerbe, Begegnungsräumen und einer bequemen Anbindung zu Fuß, zu Fahrrad oder via ÖPNV an die Innenstadt. Ein besonderer Fokus lag auf den gemeinsamen Grünflächen, die unter anderem mit Pergolen, Urban-Gardening-Boxen und als Dachgärten gestaltet wurden. Hier schließt sich auch der Kreis zur klassischen BUGA, die Gartenpracht im großen Stil verheißt. Mehr als eine Million Blumenzwiebeln wurden vorab in Heilbronn teilweise von Hand gepflanzt und verstreut. Auch mehrjährige Pflanzen wurden weit im Voraus gesetzt und haben sich trotz der zwischenzeitlichen Trockenheit gut entwickelt. Die Pflanzflächen sollen nach der BUGA ab 2020 für die weitere Bebauung genutzt werden und kommen dadurch den Stadtbewohnern zugute.
Gesamtkunstwerk statt Formensprache
So soll Heilbronn, besonders aber die ehemalige Brachfläche des Neckarbogens, zur grünen Oase werden, in der Stadtentwicklung und Landschaftsarchitektur, aber auch Kunst, Bewegung und Musik durch Ausstellungen und Veranstaltungen miteinander verschmelzen. Ein Gesamtkunstwerk, das die Essenz des Bauhaus weiterträgt, ohne die Formensprache nachzubilden.
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