Jubiläums-Aktivitäten im Bauhaus-Verbund 2019

Zum Bauhaus-Jubiläum haben sich die im Bauhaus-Verbund 2019 vereinten Bundesländer viel vorgenommen. Was Thüringen, NRW und Co. an Veranstaltungs-Highlights geplant haben und welche ungewöhnlichen Formate mit dabei sind, zeigt diese Auswahl.

Baden-Württemberg

Weit im Süden und trotzdem vom Neuen Bauen geprägt: In Baden-Württemberg haben viele Bauhäusler ihre Spuren hinterlassen, allen voran Mies van der Rohe mit der Weißenhofsiedlung in Stuttgart. 80 km weiter entstand in Karlsruhe ein weiteres Zeugnis des Neuen Bauens: die Siedlung Dammerstock. Rund um die Wahrzeichen gibt es eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Führungen durch die Dammerstock Siedlung in Karlsruhe werden durch Ausstellungen wie „Weißenhof City – Von Geschichte und Gegenwart der Zukunft einer Stadt“ in Stuttgart vom 7. Juni bis 20. Oktober ergänzt.

Auch abseits der ikonischen Bauwerke steht das Bauhaus im Fokus: Im Zeppelin Museum Friedrichshafen spekulieren Künstler noch bis 28. April über ein Bauhaus heute in der Ausstellung „Ideal Standard“, während in Ulm mit dem „Studio 100“ Werke von ehemaligen und aktuellen Studierenden an Designschulen ab dem 4. April gezeigt werden, die sich in der Tradition des Bauhaus sehen.

Berlin

In der Landeshauptstadt wird groß gefeiert: Nach dem bunten Eröffnungsfestival im Januar steht die stadtweite bauhauswoche berlin vom 31. August bis zum 8. September an. Berlin nachhaltig durch Bauhäusler geprägt: Allein sechs Siedlungen der Berliner Moderne wurden 2008 in das UNESCO Welterbe aufgenommen. Natürlich finden dort regelmäßig Führungen statt.

In Berlin steht auch das Bauhaus-Archiv, das die weltweit größte Sammlung zur Geschichte und Wirkung des Bauhauses hält. Anlässlich des Jubiläums wird das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung denkmalgerecht saniert und um einen Neubau erweitert. So lange geht es im temporary bauhaus archiv mit Touren und Werkstätten weiter. Natürlich gibt es aber auch Ausstellungen wie zum Beispiel „original bauhaus“ mit bekannten und vergessenen Bauhaus-Originalen in der Berlinischen Galerie vom 6. September 2019 bis 27. Januar 2020.

Brandenburg

In Brandenburg finden sich ebenfalls illustrative Beispiele des Neuen Bauens, wie zum Beispiel die Hutfabrik in Luckenwalde von Erich Mendelsohn und die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, ADGB-Schule in Bernau. Letztere kann am 11. Mai genauer besichtigt werden und entstand unter Federführung des zweiten Bauhaus-Direktors Hannes Meyer.

Brandenburg ist auch abseits von klassischen Pfaden und dem baukulturellen Erbe unterwegs: So beschäftigen sich zum Beispiel die Potsdamer Tanztage vom 14. bis 26. Mai intensiv mit den Spuren des Bauhaus und die Ausstellung Alltag formen! mit der Bauhaus Moderne in der DDR.

Hamburg

Mit den Architekten und Stadtplanern Fritz Schumacher, Gustav Oelsner und Karl Schneider, dessen Landhaus man am 18. Mai besuchen kann, hat Hamburg wichtige Vertreter des Neuen Bauens vorzuweisen. Die typischen Backsteinstrukturen, die sich in Hamburg als eigenständige Spielart der Moderne entwickelten, finden sich an verschiedenen Punkten in der Stadt, wie an dem von 1924 von Fritz Höger errichteten Chilehaus oder der Davidwache.

Der Hamburger Architektur Sommer bildet von Mai bis Juli 2019 den Rahmen für das Hamburger Programm zu 100 Jahren Bauhaus. Es gibt jedoch auch viele eigene Veranstaltungen wie zum Beispiel ein Bauhaus-Filmprogramm. Ausstellungen wie

Vernetzt“ vom 17. Mai bis 22. Juni widmen sich Themen abseits der reinen Architektur wie zum Beispiel der Bauhaus Weberei.

Hessen

Eine wahre Fundgrube für Bauhaus-Architektur ist die größte Stadt Hessens: Frankfurt prägt vor allem das 1925 angelaufene Bauprojekt „Das Neue Frankfurt“. Unter Stadtbaurat Ernst May wurde ein Wohnungs- und Städtebauprogramm mit 12.000 funktionalen Wohnungen umgesetzt. Die ernst may gesellschaft hält regelmäßig Führungen ab, wie zum Beispiel am 5. Mai durch die Siedlung Praunheim. Auch der Urtyp der modernen Einbauküche, die bekannte „Frankfurter Küche“ nach dem Entwurf von Margarete Schütte-Lihotzky, wurde hier entwickelt.

Verschiedene Ausstellungen ergänzen das Angebot, wie zum Beispiel im Deutschen Architekturmuseum die Ausstellung „Neuer Mensch, Neue Wohnung – Die Bauten des Neuen Frankfurt 1925-1922“ ab dem 23. März oder im Museum Angewandte Kunst (MAK) die Ausstellung „Moderne am Main 1919 – 1933“ noch bis zum 14. April.

Niedersachsen

Zwölf Einrichtungen kooperieren in Niedersachsen, um das Jubiläum mit Ausstellungen, Theaterstücken und anderen Formaten zu feiern. Eine der bekanntesten Einrichtungen ist das von Walter Gropius entworfene Fagus-Werk in Alfeld, aber auch in Oldenburg und Osnabrück haben sich Mitstreiter gefunden.

Die Ausstellung im Oldenburger Landesmuseum „Zwischen Utopie und Anpassung – Das Bauhaus in Oldenburg“ erzählt zum Beispiel ab dem 27. April die Lebensläufe der vier Bauhaus-Architekten Hans Martin Fricke, Hermann Gautel, Karl Schwoon und Hin Bredendieck. Unter dem Motto „Neu aufgerollt“ präsentiert das Museumsquartier Osnabrück ab dem 17. August eine Ausstellung rund um die berühmte Bauhaus-Tapete, die sogar heute wieder neu aufgelegt wird.

Nordrhein-Westfalen

„geburtstag feiern mit lászló, oskar, mies und anni“, so titeln die Jubiläums-Projektpartner in NRW, wo über 40 Ausstellungen und Veranstaltungen 100 Jahre Bauhaus im Westen feiern. Eine besondere Initiative ist das Projekt map 2019, in dessen Rahmen der Verein Projekt MIK – Mies in Krefeld e.V. die vielfältigen Verbindungen des legendären Bauhaus nach Krefeld nachzeichnet. So wird das kulturell-industrielle Netzwerk aus Vertretern der künstlerischen Avantgarde, Protagonisten der Seidenindustrie und verschiedenen Institutionen seit den 1920er Jahren bis in die Nachkriegszeit rekonstruiert und sichtbar gemacht.

Die Wanderausstellung „Neues Bauen im Westen“ nimmt gleich mehrere NRW-Städte ins Visier. Nach ihrer Erstpräsentation in Düsseldorf vom 06. Februar bis 29. März, wird sie auch in Dortmund, Münster, Köln und weiteren Städten gezeigt. Unter dem Motto „Try again. Fail again. Fail better – IMPULS BAUHAUS“ veranstaltet die Folkwang Universität der Künste währenddessen ab April ein Festival mit öffentlichen Konzerten, Workshops und Partys, bei denen sich internationale Künstler gemeinsam mit Studierenden und Lehrenden der Folkwang Universität mit vier Gestaltungsbegriffen des Bauhauses auseinandersetzen: Licht, Körper, Funktionalität und Raum.

Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz geht es ins Detail: hier liegt ein Fokus auf der Bauhaus-Typografie. In Mainz widmet das Gutenberg-Museum unter dem Motto „ABC – Avantgarde, Bauhaus, Corporate Design“ eine große Ausstellung den damaligen Neuerungen in Grafik und Kommunikationsdesign.

Darüber hinaus finden zum Beispiel in Pirmasens Lesungen, Workshops und Ausstellungen statt, so zum Beispiel vom 12. April bis 9. Juni im Kulturzentrum Forum Alte Post die Sonderausstellung „Der Zeit voraus: 100 Jahre Bauhaus und Neues Bauen – Spurensuche in Pirmasens“ oder ein Workshop zu Wassily Kandinsky in der Seminarreihe „Das Bauhaus und seine Lehrer“ an der VHS Pirmasens am 6. April.

Sachsen

Sachsen widmet sich dem Jubiläum unter anderem musikalisch. So konzentrieren sich die Dresdner Musikfestspiele 2019 vom 16. Mai bis 10. Juni unter dem Titel „Visionen“ auf die avantgardistischen Impulse des Bauhaus und im Festspielhaus Hellerau werden die Bauhaus-Tage Hellerau vom 8. bis 21. September abgehalten. Das 1911 als Bildungsanstalt für Rhythmik erbaute Festspielhaus kann auch bei Führungen näher erkundet werden.

Darüber hinaus zeigt die Sonderausstellung „BAUHAUS_SACHSEN“ im Grassi Museum Leipzig welche Spuren die in Sachsen tätigen Bauhäusler wie Josef Albers hinterlassen haben. Dazu gehört auch das Haus Rabe, das von Oskar Schlemmer gestaltet wurde und der Wanderausstellung „Rading trifft Schlemmer“ vom 1. Februar bis 30. April eine Heimat bietet.

Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt hat eine eigene Dachkampagne entworfen: Unter dem Motto „Sachsen-Anhalt. Hier macht das Bauhaus Schule. #moderndenken“ wird ein vielfältiges Programm geboten. Allen voran natürlich in Dessau, der Stadt in der alle drei Bauhausdirektoren Walter Gropius, Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe gelebt und gearbeitet haben und die eine Vielzahl an ikonischen Bauhaus-Gebäuden bietet. Hier wird am. 8. September auch das neue Bauhaus-Museum der Stiftung Bauhaus eröffnet, in dem die große Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau erstmals umfassend öffentlich gezeigt werden soll.

Aber auch Magdeburg, Halle und Quedlinburg haben viel zu bieten, wie zum Beispiel die Ausstellung „Siedlungen der Magdeburger Moderne“ im IBA-Shop, den Feininger Audiowalk, per App auf den Spuren von Lyonel Feininger und die interaktive Ausstellung „Das Bauhaus für Kinder!“ vom 25. Mai bis 13. Oktober in Quedlinburg.

Thüringen

In Thüringen wurde die berühmte Schule für Gestaltung von Walter Gropius in Weimar gegründet und damit der Grundstein für das Bauhaus gelegt. Das Land hat deshalb eine fantasievolle Zusammenstellung von Veranstaltungen rund um das Jubiläum geplant, eine Entdeckungsreise dorthin, wo alles begann. Ein wichtiger Höhepunkt ist das Eröffnungsfestival vom 1. bis 12. April. Dann wird nicht nur das neue Bauhaus-Museum Weimar eröffnet, sondern auch mit Konzerten, Workshops und vielem mehr das Jubiläum zelebriert.

Aber auch vorab können schon Ausstellungen wie 4 „BAUHAUSMÄDELS“ vom 24. März bis 16. Juni im Angermuseum in Erfurt besucht werden. Sportlich geht es am 28. April weiter mit dem 100 jahre bauhaus marathon. Die Teilnehmer laufen nicht nur an zahlreichen Kulturgütern vorbei, sondern können in sogenannten Kulturauszeiten die Höhepunkte aus 100 Jahre Bauhaus auf sich wirken lassen, ohne auf der Laufstrecke Zeit einzubüßen.

Deutschlandweit

Auch abseits der bekannten Wirkungsstätten gibt es viel zu entdecken. Die „Grand Tour der Moderne“ führt zu 100 ausgewählten Orten in ganz Deutschland, sodass auch bisher weniger beachtete Bauwerke und Stätten zur Geltung kommen.

Mehr Infos zu den einzelnen Bundesländern finden Sie hier.

11 Länder haben sich im Bauhaus-Verbund zusammengeschlossen, um das Jubiläum koordiniert zu gestalten. © GDJ/pixabay/bearb.

Zu den sechs Berliner Siedlungen auf der UNESCO Welterbeliste gehört die Großsiedlung Siemensstadt. Führungen verraten mehr über ihre Entstehungsgeschichte. © Doris Antony, Berlin, Berlin GS Siemensstadt Haering, CC BY-SA 3.0

Im niedersächsischen Fagus-Werk finden zum Jubiläum regelmäßig Vorträge, Konzerte und weitere Veranstaltungen statt. © UNESCO-Welterbe Fagus-Werk

Das Festspielhaus Hellerau in Sachsen wurde 1911 nach einem Entwurf des Architekten Heinrich Tessenow erbaut und war mit seinen klaren Strukturen ein richtungsweisender Bau für die Moderne. © SchiDD, Festspielhaus-Hellerau1, CC BY-SA 3.0

In Weimar können Sportbegeisterte am 100 jahre bauhaus marathon teilnehmen und bei Kulturauszeiten Bauhaus-Klassiker genießen, ohne auf der Laufstrecke Zeit einzubüßen. © maxmann/pixabay

Das von Fritz Höger entworfene Chilehaus in Hamburg wurde von 1922-1924 gebaut und gilt als Ikone des Experssionismus. © 3dman_eu/pixabay

Einen Überblick über alle bisher verfügbaren Stories erhalten Sie unter www.interface.com/100stories.

 

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