Bauhaus erkunden auf der Grand Tour der Moderne

Das Bauhaus ist nicht nur in Dessau und Weimar Zuhause. In ganz Deutschland finden sich herausragende Orte des Bauhaus und der Moderne, die das Verständnis von Leben und Wohnen geprägt haben. Die Grand Tour der Moderne verbindet sie alle. Wer ihr folgt, kann einen Streifzug durch 100 Jahre Architekturgeschichte unternehmen. Ob das Bergwerk Rammelsberg oder die Weißenhofsiedlung in Stuttgart: Die Tour umfasst Einzelgebäude und Siedlungen, Ikonen und Streitobjekte, Schlüsselbauten und Entdeckungen.

Im Januar 2018 wählten sieben Juroren aus den Bereichen Baukultur, Denkmalpflege, Architektur, Journalismus, Kulturvermittlung und Tourismus die 100 Stationen für die deutschlandweite Reiseroute aus. Zum Bauhaus-Jubiläum können diese besucht und besichtigt werden. Für die Auswahl mussten folgende Kriterien erfüllt werden: Das Bauwerk wurde zwischen 1900 und 2000 gebaut, stellt eine besondere Leistung eines wichtigen Architekten dar und bemüht sich um eine Reform von Lebenswelten unter sozialen Aspekten. Weitere Auswahlfaktoren waren Innovationen im Bereich Konstruktion, Materialien und Herstellungsweisen, neue Bauaufgaben (wie zum Beispiel ein Stadium oder eine Stadthalle) sowie die städtebauliche Prägnanz des betreffenden Gebäudes. Die UNESCO-Welterbestätten des Bauhaus und der Moderne waren hierbei von Anfang an mit eingeplant.

Bauwerke aus einem ganzen Jahrhundert

Dadurch, dass nicht nur Gebäude von Bauhaus-Lehrern und -Schülern ausgewählt wurden, sind auch Werke wie beispielsweise der Teepott in Warnemünde vertreten. Seine ikonische Dachkonstruktion wurde 1968 von Ulrich Müther entwickelt. Müther zählt zu den Architekten, die die Weimarer Ideen für sich weiterentwickelten, und gilt als Pionier der Betonschalenbauweise.

Natürlich kann man sich auf Deutschlandreise begeben und alle Orte nacheinander besuchen, doch alleine auf der Nord-Süd-Achse vom Teepott bis zur Hochschule für Gestaltung in Ulm sind schon weit über 800 Kilometer zurückzulegen. Deshalb wurden sieben Tour-Empfehlungen zusammengestellt, die jeweils eine Region im Fokus haben und nur wenige Tage dauern. So kann beispielsweise in drei Tagen das Bauhaus im Westen in Krefeld, Düsseldorf, Münster und Essen erkundet oder ein Welterbe-Trip durch Hannover, Celle, Alfeld und Goslar angetreten werden. Auch passende Museen sind in den Tourvorschlägen enthalten.

Digital erlebbare Stätten

Wer sich von einzelnen Orten inspirieren lassen möchte, findet entweder eine Namensliste online oder kann per Kartenansicht Stätten in seiner Nähe entdecken. Auf der digitalen Karte sind zusätzlich zu den 100 Orten der Grand Tour auch touristisch nicht erschlossene Gebäude angegeben, so auch das Asta-Nielsen-Haus „Karusel“, das 1922-1923 von Max Taut erbaut wurde. Taut war nicht nur ein Kollege Mies van der Rohes, sondern auch Gründungsmitglied der Novembergruppe und des Arbeitsrates für Kunst – später Der Ring – in dem zahlreiche Bauhäusler aktiv waren. Die nicht zugänglichen Gebäude sind Teil des digitalen Vermittlungsformats „100 Jahre Architekturgeschichte zwischen 1900 und 2000“, das über die Homepage präsentiert wird.

UNESCO-Weltkulturerbestätten wie das Bergwerk Rammelsberg in Goslar standen von Anfang an auf der Grand-Tour-Liste. © gemeinfrei

Zu den UNESCO-Stätten gesellten sich bekannte Gebäude wie das Le Corbusier-Haus in der Weißenhofsiedlung Stuttgart. © Andreas Praefcke, Weissenhof Corbusier 03, CC BY 3.0

Aber auch Werke der Moderne, die nicht direkt von Bauhäuslern entworfen wurden, wie der Teepott in Warnemünde von Ulrich Müther, sind auf der Route zu entdecken. © An-d, Teepott, CC BY-SA 3.0

Einen Überblick über alle bisher verfügbaren Stories erhalten Sie unter www.interface.com/100stories.

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