Krefeld, ein Ort der Bauhäusler. Welche Lebenswege Lehrer und Schüler des Bauhaus in die Stadt geführt haben, zeichnet Mitherausgeberin Anke Blümm im Buch „Bauhaus und Textilindustrie“ nach. „Bereits in einigen Untersuchungen ist auf die engen personellen Verbindungen zwischen dem Bauhaus als Avantgarde-Schule der Moderne und Krefeld als Industriestadt im Westen Deutschlands hingewiesen worden. Dreh- und Angelpunkt dieser signifikanten Häufung ist die heute nicht mehr sichtbare, aber seinerzeit zentrale Bedeutung der Stadt Krefeld als Zentrum der Seidenindustrie. Doch die individuelle Verbundenheit der genannten Personen mit Krefeld blieb mit den bisherigen Untersuchungen im Unklaren.“ Hier schafft Blümm in Kapitel zwei Abhilfe.
Mit Itten begann das Krefeld-Momentum
Ein Abriss vom Bauhaus als künstlerische Ausbildungsinstitution gehört ebenso dazu wie ein Blick auf die Frauen am Bauhaus in Weimar. Denn einer der ersten Kontakte nach Krefeld war der Besuch eines Färbereikurses zweier Bauhausschülerinnen, Benita Koch-Otte und Gunta Stölzl, in den 1920er Jahren. Im weiteren Verlauf festigten sich die Verbindungen nach Krefeld. „Der Beginn wird durch das Jahr 1932 markiert, als der bekannte Bauhaus-Lehrer Johannes Itten in Krefeld die Leitung der neu gegründeten Flächenkunstschule in Krefeld übernahm.“ Ende der 30er Jahre kamen weitere Persönlichkeiten mit Bauhaus-Hintergrund nach Krefeld, um an der Krefelder Textilfachschule zu unterrichten. Unter ihnen Georg Muche, sowie Elisabeth Jäger und Gerhard Kadow. Letztere lernten sich an der Textilfachschule kennen und wurden ein Ehepaar. Ende der 30er kam auch Hans Volger nach Krefeld. „Wenige Bauhaus-Studenten waren so lange am Bauhaus wie Hans Volger, er wurde scherzhaft sogar der <<ewige bauhäusler>> genannt.“ Anders als die anderen verfolgte er keine Lehrerkarriere, sondern begann 1938 im Stadtbauamt von Krefeld zu arbeiten. Eine Sonderrolle nehmen der Architekt und dritte Bauhaus-Direktor Ludwig Mies van der Rohe und die Designerin Lilly Reich ein. Zwischen 1926 und 1938 realisierten sie zehn Planungsaufträge für die Seidenindustrie und ihre Protagonisten, darunter die Wohnhäuser Lange und Esters in Krefeld.
Es sind jedoch nicht nur die Lebenswege, die das Kapitel analysiert, sondern auch die Beziehungen der Krefelder Bauhäusler untereinander. Waren sie befreundet oder distanziert? Durch die Bauhaus-Vergangenheit zusammengeschweißt oder lediglich in der selben Stadt? Die Antwort erfahren Leser in „Bauhaus und Textilindustrie“. Mehr zum Buch, das vom Projekt MIK e.V. angestoßen wurde, finden Sie hier. Einen Einblick in Kapitel eins erhalten Sie hier.
Einen Überblick über alle bisher verfügbaren Stories erhalten Sie unter www.interface.com/100stories.