Immer mehr Menschen leben in Städten. Aber: Um gesund und glücklich leben zu können, brauchen wir Natur. Wie kann es also gelingen, urbane Natur im großen Maßstab zu schaffen? Ein zukunftsfähiger Ansatz soll eine intensive Verbindung zwischen Mensch und Natur auch in der Stadt ermöglichen: Biophile Städte wie Singapur oder Oslo zeigen, dass ein reiches Naturerlebnis auch in der Stadt gelingen kann.
Natur ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit für den Menschen, um gesund und glücklich leben zu können. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Stress und Krankheit reduziert werden, wenn wir regelmäßig mit Natur in Berührung kommen. Dies muss auch in Städten gelingen, denn man geht davon aus, dass bis 2030 fast 60% der Weltbevölkerung in Städten leben werden – doppelt so viel wie vor fast 70 Jahren. Biophile Städte sind Orte, die üppige Natur auch im urbanen Raum schaffen und danach streben, eine enge Verbindung zwischen den Bewohnern und der (städtischen) Natur zu schaffen und zu pflegen.
Grüne Städte: eine globale Herausforderung
Professor Tim Beatley von der University of Virginia hat ein Netzwerk gegründet, das auf globaler Ebene genau dieses Ziel verfolgt – das Biophilic Cities Network. Doch was genau zeichnet eine biophile Stadt aus? Ein Beispiel: Singapur hat sich zum Ziel gesetzt „Eine Stadt in einem Garten“ zu werden. Eine große Herausforderung, denn der dicht besiedelte und von Hochhäusern geprägte Inselstaat hat 5 Millionen Einwohner auf nur 700 Quadratkilometern. Dennoch ist Natur in Form von ausgedehnten Parks und Grünräumen allgegenwärtig – verbunden durch insgesamt 200 km „Park Connectors“, die einen zusammenhängenden Naturraum schaffen. Die Verbindungen gelingen größtenteils über Fußgängerbrücken und -stege. Singapur ist damit zum Modell geworden: Obwohl die Bevölkerung zwischen 1986 und 2007 um zwei Millionen Menschen zugenommen hat, wuchs der Anteil der Grünflächen bezogen auf die Inselfläche von 36% auf 47%. Erreicht wurde dies durch das Pflanzen von Bäumen, die Förderung von Gemeinschaftsgärten und der Begrünung von Wänden und Dächern.
Was ist eine biophile Stadt?
Timothy Beatley, Gründer des Biophilic Cities Network, sieht dabei einen Unterschied zwischen nachhaltigen Stadtkonzepten und biophilen Städten. Im Gegensatz zu nachhaltigen Stadtkonzepten, bei denen es im Kern um Energieeinsparung, Müllvermeidung und emissionsfreien Transport geht, sind biophile Städte von Natur erfüllte Orte, die inspirieren und einen grundsätzlich positiven Lebensraum schaffen. Dabei geht es nicht nur um das Schaffen von grünen Zonen in der Stadt, sondern um den Aufbau einer Beziehung zwischen den Menschen und der (urbanen) Natur – und um die langfristige Beziehungspflege. Das heißt: Biophile Städte bieten einem möglichst großen Anteil der Bevölkerung Naturräume, die schnell zu erreichen sind und vielfältige Möglichkeiten bieten, diese zu nutzen, z.B. durch Radfahren, Wandern oder pures Entdecken. Biophile Städte sind multisensorische Umgebungen, die inspirieren. Biophile Städte setzen auf Wissensvermittlung zu Natur und Biodiversität und auf die Beteiligung der Bewohner beim Aufbau und der Pflege einzelner Teilprojekte. Dafür ist ein Netz aus Maßnahmen notwendig: große Stadtparks und Grünräume ebenso wie lokale, kleinteilige Maßnahmen wie Gemeinschaftsgärten. Und Lösungen für übergreifende Fragen, zum Beispiel wie das Zusammenleben mit wilden Tieren in der Stadt funktionieren kann.
Mit diesem Ansatz kann viel gelingen: Verbindung und Verbundenheit, das Schaffen von Bedeutung, Inspiration und Stimulation für die Menschen. Kurz gesagt: Positive Städte, die einen gesunden und inspirierenden Lebensraum bieten.
Menschlichen Bedürfnissen gerecht werden
Diesen Ansatz verfolgt auch Interface, Hersteller modularer Bodenbeläge. Unter dem Stichwort +Positive spaces™ stellt man sich der Verantwortung, Innenräume zu gestalten, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden – zum Beispiel durch biophiles Innenraum-Design. Positive spaces steigern unser Wohlbefinden und somit auch unser Potenzial und unsere Fähigkeiten. Und wer Positives erfährt, kann Positives weitergeben – im kleinen und im großen Maßstab.
Supertrees
Gardens by the Bay – Glasgewächshäuser „Flower Dome“ ©Foto: Eva Grabs
Die „Supertrees“ sind ca. 25 bis 50 Meter hohe Konstruktionen aus Stahl und Beton. Sie sind Mammutbäumen nachempfunden und dienen nicht nur als vertikale Gärten, sondern auch als Belüftungsschächte für Gewächshäuser, als Regenwasserspeicher und teilweise als Stromlieferanten ©Foto: Eva Grabs
PARKROYAL on Pickering, Singapore ©Foto: Patrick Bingham-Hall
Supertrees ©Foto: Eva Grabs
Parkgelände „Gardens by the Bay“ von oben ©Foto: Eva Grabs