Daniel König ist Associate Partner bei Stephen Williams Associates und gestaltete die Deutschlandsitze von Facebook, Twitter und Yelp u.a. mit Interface Bodenbelägen, um hohe Ansprüche an Design, Nachhaltigkeit zu gewährleisten und vor allem, um den Ansprüchen der Mitarbeiter an einen gesunden und attraktiven Arbeitsplatz gerecht zu werden. Im Interview sprachen wir mit ihm über die Schaffung von +Positive spaces™ und fragten nach, welche Rolle Biophilic Design und Nachhaltigkeit bei der Konzeption innovativer Räumlichkeiten spielen.
Herr König, was haben die Innenausstattungen der vier Deutschlandsitze von Facebook in Hamburg und Berlin sowie Twitter und Yelp in Hamburg aus architektonischer Sicht gemeinsam?
Daniel König: Bei allen gibt es globale Richtlinien, die bei der Innenraumgestaltung umgesetzt werden müssen. Diese besagen unter anderem, wie ein Konferenzraum für vier, sechs oder 50 Personen auszusehen hat. Es geht darum, den individuellen Anspruch je nach Unternehmensstandard in die vorgegebene Architektur- und Gebäudestruktur zu integrieren und die Bedürfnisse der Kunden zu berücksichtigen. Jedes Unternehmen bringt seine eigene Kultur mit, was sich besonders in den unterschiedlichen Highlight-Flächen widerspiegelt: Bei Twitter tummeln sich die Stars zum Interview im sogenannten ‚Blueroom’ – darüber hinaus gibt es verschiedene Lounges, Eventbases oder Breakout-Bereiche für eine kurze Erholung oder eine informelle Kommunikation zwischendurch. Insgesamt besteht ein Unternehmen aber immer aus Arbeitsbereichen, Konferenzbereichen und diesen besonderen Highlight-Flächen.
Bedeutet dies für Sie in kreativer Hinsicht eine Einschränkung?
König: Diese Vorgaben bedeuten zunächst natürlich eine gewisse Einschränkung – so soll beispielsweise der Firmensitz eines Unternehmens in China genauso ausgestattet sein, wie der in Deutschland. Dadurch wird bei einer Videokonferenz das Gefühl erzeugt, als säße man am selben Ort und niemand fühlt sich benachteiligt. Dieses Konzept vermittelt den Mitarbeitern Gleichwertigkeit und sorgt für ein gutes Arbeitsklima. Die globalen Richtlinien kommen jedoch meist aus Amerika, wo die Arbeitsweisen der Mitarbeiter oftmals anders sind als in Deutschland. Also ist es unsere Aufgabe, die Vorgaben mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter vor Ort aufeinander abzustimmen, zu moderieren und umzusetzen. Ziel ist es, dass sich möglichst alle Bedürfnisse der Mitarbeiter und alle Vorgaben aus den Richtlinien im Ansatz in unseren Entwürfen wiederfinden lassen.
Wie erstellen Sie die Konzepte für die innovativen Räume Ihrer Kunden und woher nehmen Sie Ihre Inspiration?
König: Um ein Konzept zu erstellen, müssen wir zuerst die Arbeitsweisen der Nutzer verstehen. Dafür verbringen wir viel Zeit mit dem Kunden und versetzen uns in seine Lage – wir lernen seine Sprache zu sprechen. Wenn es jedoch um Innovation geht, dann glaube ich, dass es die nicht mehr wirklich gibt – was früher Innovation war, ist heute eine Selbstverständlichkeit. Wichtig ist eher die Identifikation des einzelnen Nutzers mit seinen Räumlichkeiten – er muss sich darin wiederfinden und sich wohlfühlen, unabhängig von dem Design. Die Struktur muss stimmen!
Spielt es für Ihre Arbeit eine Rolle, dass sich die drei Unternehmen ausschließlich mit digitaler Kommunikation befassen?
König: Ja, das hat schon einen Einfluss auf unsere Arbeitsweise, da diese Unternehmen natürlich die digitalen Vorreiter sind – anstatt persönlich mit den Kunden zu sprechen, haben wir viele Videokonferenzen abgehalten. Da diese Form der Kommunikation für die drei Unternehmen Alltag ist, hatten sämtliche Konferenzräume natürlich höchste Ansprüche an die Akustik sowie die akustische Trennung zu den Allgemeinflächen. Oftmals sind viele Konferenzräume aneinandergereiht, in denen zeitgleich Telefon- und Videokonferenzen stattfinden. Die Räume müssen also sehr gut akustisch getrennt und die Raumakustik auf die Bedürfnisse abgestimmt sein – so dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Um die Verfügbarkeiten dieser Räume zu koordinieren, gibt es verschiedene Arten von Raumbuchungssystemen, sogenannte „Roomwizards“ und „Wayfinder“, mit denen wir vorher in diesem Umfang auch noch nicht viel zu tun hatten. Da die Digitalität für diese drei Unternehmen der Kern ihrer Arbeit ist, versucht natürlich jeder eine Besonderheit in seine Gebäude miteinzubauen: Bei Twitter gab es den Hashtag „ansteuerbarekuckucksuhr“, so dass bei einem bestimmten Hashtag der Kuckuck herausflog oder eine Lichtinstallation, die so aussah, als ob Vögel aus dem Fenster fliegen. Auch Musik kann per Hashtag gesteuert werden – den Möglichkeiten sind in der heutigen Zeit keine Grenzen gesetzt.
Hatten Sie gestalterisch damit zu tun oder kamen die Impulse von den Bauherren?
König: Das ist ganz unterschiedlich – mal haben die Bauherren feste Vorstellungen davon, wie etwas aussehen soll und dann setzen wir das gemeinsam um. Oft ist es aber auch so, dass die Ideen von uns kommen, wie zum Beispiel bei der Lichtinstallation von Twitter. Das Entscheidende ist die Zusammenarbeit, aus der dann das passende Gesamtkonzept hervorgeht.
Wie wichtig sind Themen wie Nachhaltigkeit und Biophilic Design bei Ihren Arbeiten?
König: Diese Themen sind natürlich sehr wichtig. Bei unseren Entwürfen beziehen wir das Thema Nachhaltigkeit immer mit ein, denn die verwendeten Materialen sollten umweltfreundlich und ökologisch unbedenklich sein. Die Vorgaben dazu kommen auch oft von den Bauherren – ob durch den persönlichen Anspruch oder den Anspruch des Gebäudes, das eventuell eine LEED-Zertifizierung erhalten soll. Ich würde sogar sagen, dass Nachhaltigkeit heutzutage ein Selbstverständnis ist.
Beim Biophilic Design ist das ganz ähnlich, denn wir versuchen immer die Arbeitsplätze natürlich und gesund zu gestalten – die Natur sollte immer eine große Rolle spielen in der Architektur.
Was ist das wichtigste Kriterium für einen gesunden Arbeitsplatz?
König: Gute Kollegen! Und natürlich eine gute Unternehmenskultur, die eine Identifikation mit dem Unternehmen ermöglicht. Außerdem muss man sich in den Räumen wohlfühlen, in denen man arbeitet und viel Zeit verbringt – sie müssen den eigenen Bedürfnissen gerecht werden, die bei jedem ganz unterschiedlich sind.
Die Bürokultur hat sich in den letzten Jahren auch stark verändert und viele Unternehmen möchten ihren Mitarbeitern ein „Start-Up-Feeling“ vermitteln.
Sind Kicker und Co. nur ein Trend oder was sagen Sie über ein Unternehmen bzw. Arbeitswelten der heutigen Zeit aus?
König: Ja, Kicker, Playstation, Wii und so weiter waren mal ein Trend und sollten einen Ausgleich zum oftmals stressigen Arbeitsalltag schaffen. Mittlerweile geht es eher um flexible Arbeitszeiten und eine harmonische Work-Life-Balance – der Kicker 2.0 sozusagen.
Für uns sind +Positive spaces Umgebungen, die aufgrund ihrer räumlichen Eigenschaften eine positive Wirkung auf den Menschen entfalten. Wie würden Sie für sich solch einen +Positive space definieren?
König: Für mich wäre ein +Positive space jeden Tag anders. Die Architektur sowie die Ausstattung sollte daher flexibel und multifunktional sein, je nachdem, welches Bedürfnis man gerade hat: Möchte man einen Raum haben, der eine Rückzugsmöglichkeit bietet oder einen, der die Kommunikation in den Vordergrund stellt, möchte man es sich lieber drinnen gemütlich machen oder draußen die Natur genießen? – diese Entscheidungen trifft man je nach tagesaktueller Verfassung. Für mich stellt ein +Positive space demnach jede Umgebung dar, in der ich mich in dem Moment wohlfühle.
Über Daniel König
Ausbildung zum Möbeltischler im Luxus- und Megayachtausbau, Ausbau von Luxus-Privatimmobilien, High-End Büroausbau. Studium der Architektur mit Praxiserfahrungen in renommierten Büros, diverse Auslandsaufenthalte zum Thema Green Design in den USA und Asien. Seit zehn Jahren bei Stephen Williams Associates tätig: Mitwirkung an verschiedenen Projekten, u.a. Autostadt Wolfsburg, Flughafen München/Satellit, Agenturgestaltungen von u.a. Jung von Matt, Track, Zum goldenen Hirschen.