Die Ereignisse von 2017 waren ziemlich schwer vorhersehbar. Während Geschäftsführer nachhaltiger Unternehmen und Klimaschützer wussten, dass die neue US-Präsidentschaft unvermeidlich zu Veränderungen führen würde, haben nur wenige vorhergesehen, wie unberechenbar die letzten 12 Monate tatsächlich waren. Egal, ob es um die Entscheidung der US-Bundesbehörden geht, vom Pariser Übereinkommen zurückzutreten, oder um die Lockerung der Luftreinhaltevorschriften durch die US-Umweltschutzbehörde EPA – der Klimawandel bleibt weiterhin heiß umstritten.
Es gibt aber einige Gründe, sich von dem inspirieren zu lassen, was noch vor uns liegt.
Beispielsweise ist die beim Klimaschutz von der Wirtschaft gezeigte Führungsrolle ein wichtiges Signal dafür, dass wir in ein neues Zeitalter eingetreten sind – eines, in dem die Privatwirtschaft klimapolitisch eher selbst die Initiative ergreift anstatt auf Initiativen der Regierungen zu warten. Interface ist nach wie vor davon überzeugt, dass die Wirtschaft dazu beitragen kann, ein lebenswertes Klima zu schaffen.
Zu Beginn des Jahres 2018 blicken wir nicht nur zurück auf 2017, wir erläutern auch, warum wir für das kommende Jahr optimistisch sind.
Eine Bewertung des vergangenen Jahres
Ehrgeizige Ziele des Privatsektors
Auf der Sustainable-Brands-Konferenz präsentierten wir unsere Mission Climate Take Back. Erin Meezan, Chief Sustainability Officer von Interface, formulierte dabei einen Aufruf zum Handeln und ermutigte die Teilnehmer dazu, gemeinsamen alles zu tun, um den Wandel voranzutreiben.
Und wir waren nicht allein: Auch einige große globale Marken lancierten ehrgeizige Programme:https:
Der Kosmetikkonzern L’Oréal formulierte ambitionierte Ziele für das Jahr 2020, um den ökologischen Fußabdruck um 60 Prozent zu reduzieren und um 100 Prozent seiner Rohstoffe aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Keine Kleinigkeit für die weltweit größte Beauty-Marke!
Walmart startete das Projekt Gigaton, eine Nachhaltigkeitsplattform, die Lieferanten dazu auffordert und dabei unterstützt, ihre CO2-Emissionen bis 2030 um eine Gigatonne zu reduzieren. Dies ist eine wichtige Initiative, da 90 Prozent der vom Einzelhandelskonzern verursachten Emissionen aus seiner Lieferkette stammen. Walmart ist damit das erste Unternehmen, dessen Strategie zur Emissionsreduzierung auch die Lieferkette miteinbezieht.
Mars kündigte den „Sustainable in a Generation Plan“ sowie Investitionen in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar an, um mehrere Schwerpunktprojekte zu realisieren – unter anderem die Reduzierung der CO2-Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette um 67 Prozent bis 2050. Hierzu muss sich der globale Nahrungsmittelkonzern mit den Emissionen von 139 Fabriken in 80 Ländern befassen.
Dell und Lonely Whale haben ein branchenübergreifendes Konsortium von Unternehmen zusammengebracht (unter anderem General Motors, Trek Bicycle, Herman Miller, Interface, Van de Sant, Humanscale und Bureo), um das Recycling und die Wiederverwendung von Plastikmüll aus dem Meer zu fördern.
Neue Gesetze und Graswurzelbewegungen, die lokale Aktivitäten fördern
Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown unterzeichnete AB 1158 – ein Gesetz, das für das Teppichrecycling im Bundesstaat einen großen Gewinn bedeutet. Es erweitert das staatliche Umweltschutzprogramm um einige wichtige Punkte: neue Ziele im Teppichrecycling, ein Multi-Stakeholder Council und die Forderung, dass alle von staatlichen Einrichtungen zukünftig gekauften Teppiche einen bestimmten Anteil an recyceltem Altmaterial enthalten müssen. Während AB 1158 von der Teppichindustrie mehrheitlich abgelehnt oder ignoriert wurde, ergriff Interface die Initiative und schmiedete eine Koalition zur Unterstützung dieses Gesetzes.
Private-Nonprofit Partnerships haben begonnen, die nächste Generation von designbasierten Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Zusammen mit Net Impact initiierte Interface Drawdown: INNOVATE – ein Designwettbewerb, bei dem Studenten aus 15 Städten sechs Monate Zeit haben, mithilfe von Paul Hawkens Project Drawdown erschwingliche, skalierbare Lösungen für den Klimawandel zu finden. Interface fungiert als Berater und wird dem Gewinner ein Sommerpraktikum anbieten.
Politische Entscheidungen führen dazu, dass sich der Privatsektor stärker zu Wort meldet
Interface-CEO Jay Gould veröffentlichte einen offenen Brief, der das Engagement des Unternehmens bekräftigt, ein lebenswertes Klima zu schaffen. Darin heißt es unter anderem: „Durch unsere Reise der vergangenen 23 Jahre wissen wir, dass lebensverändernde Bewegungen keiner Regierungspolitik und keines Regierungsauftrags bedürfen.“
Über 2500 Führungskräfte der US-Wirtschaft engagieren sich in der Bewegung We Are Still In. Diese heterogene Gruppe – zu der verschiedene Unternehmen, Investoren, Städte, Landkreise, Staaten, Volksstämme, Universitäten und Glaubenseinrichtungen zählen – erklärte ihre anhaltende Unterstützung für das Pariser Übereinkommen.
Mehrere CEOs – darunter Tesla-CEO Elon Musk und Disney-CEO Robert Iger – verließen ihre Sitze in den Beratergremien der Presidential Advisory Councils, um sich gegen die Entscheidung des Weißen Hauses und für das Pariser Übereinkommen auszusprechen.
Was vor uns liegt – die Freude auf 2018
Anhaltende Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen in allen Sektoren
Auf der UN-Klimakonferenz COP23 präsentierte Bloomberg America’s Pledge – ein Bündnis, das „Führungspersönlichkeiten des privaten und öffentlichen Sektors zusammenbringt, um sicherzustellen, dass die USA weiterhin eine führende Rolle bei der Reduzierung von Emissionen einnehmen, und das dazu beitragen soll, die ambitionierten Klimaziele des Pariser Übereinkommens zu erfüllen.“ In einer ersten Phase wurden Wege aufgezeigt, wie zivilgesellschaftliche Akteure die Emissionen innerhalb der nächsten Jahre und Jahrzehnte erheblich reduzieren können. Nicht weniger als 1200 Unternehmen sprachen sich beispielsweise für eine CO2-Steuer aus. Nach Angaben der Weltbank haben Regierungen in 42 Ländern und mehr als 20 Städten, Bundesstaaten und Provinzen bereits einen Preis für CO2-Ausstöße festgesetzt oder beabsichtigen, dies zu tun. Diese Dynamik auf lokaler Ebene breitet sich zunehmend in der ganzen Welt aus.
Angesichts eines Markts, der Investitionen in umfassendere, systemischere Klimalösungen fördert, gehen wir davon aus, dass solche Bündnisse und Gruppen gleich gesinnter Organisationen weiter wachsen werden.
CO2-negative Produkte testen und zur Marktreife bringen
Wir haben seit der Vorstellung von Proof Positive, dem ersten Prototyp einer CO2-negativen Teppichfliese, weitere Fortschritte erzielt. Unsere neu entwickelte CircuitBac-Green-Rückenkonstruktion speichert mehr CO2 als während der Produktion emittiert wird und markiert damit den ersten Schritt zur Marktreife von Proof Positive. Diese Innovation wird die Markteinführung der Teppichfliese beschleunigen, während unser F&E-Team weiterhin nach neuen Wegen zur Realisierung CO2-negativer Produkte sucht.
Optimismus verbreiten – und Climate Take Back realisieren
2018 werden wir unsere Mission Climate Take Back weiter vorantreiben – unter anderem, indem wir den bisherigen Fokus der Klimawandel-Debatte von einer allgemeinen Untergangsstimmung hin zu praktischen Lösungen und Optimismus verschieben. So haben wir die Climate-Optimist-Kampagne auf der Climate Week in New York gesponsort, zu der auch ein Abendessen mit einigen der weltweit erfolgreichsten Klima-Vordenker zählte.
Die Verwendung einer positiven Sprache hat großen Anklang gefunden und Tausende dazu veranlasst, selbst optimistischere Töne anzuschlagen. Beispielsweise haben Vordenker wie John Elkington begonnen, einzelne Elemente von Climate Take Back in ihre Arbeit zu integrieren und den Klimawandel als Chance und nicht als unüberwindbares Problem zu begreifen. Wir werden Climate Take Back in all unseren Funktions- und Unternehmensbereichen anwenden und Sie auch weiterhin über neu gewonnene Erkenntnisse informieren. Und wir hoffen, dass das Jahr 2018 viele weitere Branchengrößen dazu bringen wird, diese Mission in ihren eigenen Klimaschutzplänen einzusetzen.
Welche Nachhaltigkeitstrends sehen Sie und wohin wird uns das Jahr 2018 Ihrer Ansicht nach führen?