Haptik ist das tastende Begreifen der Umwelt. Und nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist der Tastsinn ein wichtiges Sinnessystem: Man hat festgestellt, dass der Tastsinn eine große Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen hat. Über die Haptik erschließt sich der Mensch intuitiv seine Umwelt – gleichzeitig beeinflusst die Haptik unser Empfinden, Wohlbefinden und unsere Kreativität. Im innenarchitektonischen Kontext ist das Thema Haptik ein verhältnismäßig junges, in der Forschung sind hierzu viele Fragen noch nicht bearbeitet worden. Dabei spielt Haptik für den Menschen eine äußerst wichtige Rolle – und ist immer präsent, denn der Tastsinn kann, im Gegensatz zu den anderen Sinnen, nicht ausgeschaltet werden.
Räume werden gefühlt
Welche Bedeutung hat Haptik in der Architektur? Raumerfahrung ist immer eine ganzheitliche Erfahrung. Wir erkunden unsere Umwelt, indem wir uns durch sie hindurchbewegen – unser Tastsinn lässt uns den Raum begreifen. Die Qualität von Innenräumen mit ihren Materialien und Strukturen erlebt der Nutzer mit den Augen, aber insbesondere durch die tastende Hand. Dabei ist die visuelle Wahrnehmung eine abstrakt-intellektuelle Erfahrung. Physisches Wahrnehmen hingegen bringt uns den Dingen näher. Über unseren Körper erleben wir Raum und Form und verorten über die Haptik Räume in die reale Welt.
Haptik ist ursprünglich und emotional: Berühren wir die raue Oberfläche eines Natursteins, löst dies (persönliche) Empfindungen aus, gleichzeitig können wir über die haptische Erfahrung Rückschlüsse auf das Material ziehen. Die physische Wahrnehmung beeinflusst auch, wie wir uns in einem Raum verhalten.
Die neue Haptik
In der jüngeren Vergangenheit folgte architektonische Gestaltung oft dem Dogma der Reduktion – mit glatten Oberflächen, einer möglichst fugenlosen Ausgestaltung und zurück genommener Farbgebung. Seit geraumer Zeit ist hier eine Gegenbewegung spürbar: Oberflächen dürfen (wieder) einen eigenen Charakter haben und textile Bodenbeläge sind wieder salonfähig. Eine positive Entwicklung, denn taktile Reize sind wichtig für den Nutzer und haben Einfluss auf dessen (Wohl-)Befinden. Dabei stehen natürlich Bauteile im Vordergrund, die direkt berührt werden, wie Tür- und Fenstergriffe, Sitzmöbel oder Handläufe. Aber auch die beim Begehen wahrgenommene Beschaffenheit eines Bodenbelags hat Effekte auf unser Empfinden und Verhalten.
Haptik am Arbeitsplatz
Da wir einen Großteil unserer Zeit am Arbeitsplatz verbringen, spielt Haptik hier eine besondere Rolle. Dazu ist es wichtig zu verstehen, wie wir eigentlich arbeiten – und welche Faktoren unsere Aufmerksamkeit, Leistung und Kreativität dabei positiv beeinflussen können. Erfahren Sie mehr zu diesem Thema in unserem Expertenvideo „Haptik am Arbeitsplatz“ mit Dr. Arndt Pechstein, Biomimicry Experte and Design Thinking Coach.