Nachhaltig bauen: Auf die Wahl der richtigen Materialien kommt es an

Um die immer weiter fortschreitende globale Erwärmung zu stoppen oder gar umzukehren und unser Klima zu schützen, müssen wir handeln, umdenken und neue Lösungen finden. Eine große Verantwortung trägt dabei der Gebäude- und Bausektor, denn durch diesen entstehen beinahe 40 % der jährlichen CO2-Emissionen weltweit. Besonders die CO2-Bilanz der eingesetzten, konventionellen Baustoffe ist oftmals bedenklich, denn Herstellungsprozesse, Transportwege und Inhaltsstoffe können die Umwelt stark belasten. Daher gewinnt das Thema „ökologisches Bauen“ immer mehr an Bedeutung – und das in der gesamten Architektur. Egal ob Gebäudehülle oder Innenraumgestaltung, für ein nachhaltiges Ergebnis kommt es immer auf die Wahl der richtigen Materialien an. Diese sollten so wenig negative Auswirkungen auf die Umwelt haben wie möglich und gleichzeitig eine gute architektonische Qualität schaffen. Viele Unternehmen und Architekten sind sich dieser Verantwortung bereits bewusst und lassen die Materialwahl auf verschiedene Weisen in ihr Schaffen einfließen.

Frey Architekten: Fünf Prinzipien der Nachhaltigkeit

Das Architekturbüro Frey Architekten setzt bereits seit 1959 den Fokus auf nachhaltige Architektur und Stadtentwicklung sowie den behutsamen Umgang mit Baumaterialien. Dafür legte der Inhaber Wolfgang Frey für seine Arbeit die fünf Prinzipien der Nachhaltigkeit fest: Ökologie, Ökonomie, Gesellschaft, Gestaltungswille und Anreiz. Unter den Aspekt der Ökologie fällt auch die Verwendung nachhaltiger Materialien, denn das Büro nutzt zum Großteil regenerative Baustoffe. Diese verbrauchen im Vergleich zu herkömmlichen Materialien weniger Energie und verursachen keinen Sondermüll. Außerdem kommen in den Projekten keine umweltschädlichen Materialien zum Einsatz wie bspw. PVC, lösungsmittelhaltige Lacke und Farben oder Herbizid getränkte Imprägniermittel. Nach diesem Grundsatz hat das Architekturbüro bereits zahlreiche Projekte realisiert, u.a. das „Greenhouse“ in Freiburg. Seine spezielle Fassadenfarbe dient als „Photokatalysator“ und wandelt Stickoxide in frischen Sauerstoff um. So sorgt die Fassade für ein besseres Klima.

Holzhaus, Freiburg, Rieselfeld, © Frey Architekten

Heidelberg Village (Bahnstadt, Heidelberg), © Frey Architekten

Pro Scholare, Freiburg, Rieselfeld, © Frey Architekten

Greenhouse (Freiburg, Rieselfeld), © Frey Architekten

WYE: Möbelstücke für eine nachhaltige Zukunft

Mit dem selbstentwickelten Holzwerkstoff Neolign® kreiert das Unternehmen WYE – gegründet von Franziskus Wozniak und Ferdinand Kraemer – zeitlose und funktionale Möbelstücke, die gesundes Wohnen ermöglichen. Der Werkstoff wird aus Nebenprodukten der Holzverarbeitungsindustrie gewonnen und besteht somit zu 100 % aus wiederverwertbaren Materialien. Am Ende seiner Lebensdauer kann der Nutzer das Möbelstück einfach zurückgeben, statt es zu entsorgen. So wird Neolign® wieder in den Kreislauf zurückgeführt und es können neue Produkte entstehen. Zudem ist das Material frei von Weichmachern, PVC und Formaldehyd – für ein gesundes Wohnklima. Auch die Eigenschaften der Produkte sorgen für Nachhaltigkeit, denn die Möbel sind besonders abriebfest, stabil und dadurch sehr langlebig. Gleichzeitig lassen sie sich durch Abschleifen einfach reparieren, falls sie nach langjähriger Verwendung Gebrauchsspuren aufweisen sollten, denn jedes Möbelstück ist vollständig durchgefärbt. Um die CO2-Emissionen zu verringern, nutzt das Unternehmen für sein Büro nicht nur grüne Energie, sondern pflanzt darüber hinaus für jede Online-Bestellung einen Baum. Und auch die kurzen Produktionswege verringern die negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Ein gutes Beispiel dafür, dass die Wahl der richtigen Materialien entscheidend für eine nachhaltige Zukunft ist.

Wikkelhouse: Gemütlicher Rückzugsort aus Pappe

Kompakt, leicht und vollständig recycelbar – das Wikkelhouse ist eine Erfindung des niederländischen Unternehmens Fiction Factory aus Amsterdam, das als Baumaterial für seine Tiny Häuser Wellpappe wählte. Diese wird, wie der Name des Hauses bereits vermuten lässt, in 24 Schichten um eine große Form gewickelt und anschließend mit einem umweltfreundlichen Kleber zusammengefügt. Die Pappe stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Um das Haus vor Feuchtigkeit zu schützen, wird es mit einer wasserabweisenden und dampfdurchlässigen Folie versehen. Im Innern erfolgt der Ausbau mit Holz. Dem Wikkelhouse liegt zudem ein modulares Konzept zu Grunde, bei dem jedes Modul eine Größe von fünf Quadratmetern aufweist. Je nach Anspruch und Bedürfnis können beliebig viele Module kombiniert werden – und das ganz ohne Fundament, denn jedes Element wiegt für die Verhältnisse lediglich 500 Kilogramm. Dank des besonderen Materials ist der gesamte Lebenszyklus der Häuser nachhaltig: von der Produktion, über die Wiederverwendbarkeit der Module bis hin zum Recycling der einzelnen Teile.

Das Wikkelhouse ist eine Erfindung des niederländischen Unternehmens Fiction Factory. © Wikkelhouse / Yvonne Witte, www.wikkelhouse.com

Im Innern sorgt viel Holz für ein gemütliches Ambiente. © Wikkelhouse / Yvonne Witte, www.wikkelhouse.com

© Wikkelhouse / Yvonne Witte, www.wikkelhouse.com

Für die Herstellung des Wikkelhouse wird Wellpappe verwendet. © Wikkelhouse / Yvonne Witte, www.wikkelhouse.com

Eine Rückenkonstruktion, die einen positiven Beitrag leistet

Auch Interface legt besonderen Wert auf die Wahl der richtigen Materialien und möchte mit seinen innovativen Produkten dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck von Innenräumen maßgeblich zu reduzieren. Auf seiner Nachhaltigkeitsreise hat Interface bereits viele Meilensteine erreicht: Seit September 2021 ist CQuest™Bio die neue Standardrückenkonstruktion für das gesamte Teppichfliesenportfolio. Für die Herstellung der CO2-negativen Rückenkonstruktion wurden biobasierte nachwachsende Materialien sowie recycelte Füllstoffe verwendet. Zudem ist CQuest™Bio frei von PVC und Bitumen. Im Vergleich zur bisherigen Graphlex Rückenkonstruktion konnte Interface den CO2-Fußabdruck seiner textilen Produkte mit CQuest™Bio um durchschnittlich 33 % verringern. Ein wichtiger Schritt und ein Beweis dafür, dass die Verwendung nachhaltiger und umweltfreundlicher Materialien einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Planetenleisten kann.

 

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