Mit Blick auf die Zukunft des Arbeitsplatzes sehen wir folgende große Trends.
1. Co-working
Co-working Spaces mit einer umfassenden und durchdachten Ausstattung, wie es sie bisher nur in sehr hochwertigen Büroumgebungen gab, finden wachsende Verbreitung.
Der international bekannte britische Designer Tom Dixon hat vor kurzem „Interchange“ entworfen – ein Co-working Space im Londoner Stadtteil Camden, untergebracht in drei eleganten Stahl-Glas-Gebäuden, die auf rund 7800 Quadratmetern Fläche Co-working- und andere Büromietflächen bieten. Zur Einrichtung zählen ein Restaurant, eine Lounge, sieben Veranstaltungsräume, ein Fitnessstudio für Mitglieder, temporär nutzbare Arbeitsplätze, Einzelbüros, Rückzugsbereiche, technisch hochwertig ausgestattete Besprechungsräume, voll eingerichtete Küchen, besonders schnelles WLAN sowie technischer Support.
Für Dixon geht es hier nicht um ein „konventionelles Büro als vielmehr um die Idee, einen Club zu schaffen, der über große Räume, halböffentliche Bereiche und anregende Gäste verfügt. Gelingt dies richtig gut, dann kommen die Leute wirklich gern zur Arbeit, bringen am Wochenende ihre Familien mit und sind stolz auf diesen Ort. Die einzigartige Aussicht erhöht den Spaß an der Arbeit zusätzlich.“
2. Gesundheit: Mitarbeiter motivieren
Eine der wichtigsten Triebfedern der Arbeitsplatzgestaltung ist die Fokussierung auf Körper, Geist, Orte und Kulturen im Sinne der Gesundheit und des Wohlbefindens der Mitarbeiter.
Sie sind Teil eines umfassenden Gesamtkonzepts, bei dem Unternehmen interne Fitness- und Yogaräume, Massageservices, Ernährungsberatungen, medizinische Zentren (mit niedergelassenen Ärzten), Gebetsräume, ruhige Chill-out-Zonen, grüne Rückzugsbereiche und sogar Gemüsegärten bieten. Sämtliche Angebote müssen gestalterisch ins Gebäude integriert und zum festen Bestandteil des neuen Arbeitsplatzkonzepts werden.
3. Arbeitsplatzerlebnisse gestalten
Entwurfsansätze aus dem Hospitality- und Wohnbereich haben zunehmend Einfluss auf die Arbeitsplatzgestaltung und führen zu sinnlicheren Arbeitsplätzen.
Arbeitsplatzkonzepte führen immer seltener zu unternehmensspezifischen Hochleistungsbüros als vielmehr zu etwas „Authentischem“ – zu etwas, das unmittelbar mit dem täglichen Leben zu tun hat und wesentlich auf sozialen Interaktionen und Vernetzungen beruht.
4. Neue Netzwerke
Neuartige LED-Leuchten werden mit Technologien ausgestattet, die superschnelle Li-Fi-Verbindungen ermöglichen.
Bei Li-Fi handlet es sich um ein sehr einfaches System, das an altmodische Morsecodes erinnert, bei denen man eine Lichtquelle ein- und ausschaltet, um ein Signal zu senden. Das Ein- und Ausschalten der LED erfolgt in diesem Fall jedoch mit einer extrem hohen Geschwindigkeit, die weit über das menschliche Sehvermögen hinausgeht – der Blick auf die LED zeigt ein nur scheinbar statisches Licht.
Li-Fi eignet sich als digitales oder, wenn man so will, binäres Kommunikationssystem. Mithilfe des schnellen Ein- und Ausschaltens lassen sich über die LED-Lichtquelle Datensignale übertragen, die dann von den unterschiedlichsten Empfängern ausgelesen werden – Laptops, Smartphones, aber auch Bedienelemente wie z.B. Lichtschalter.
Für dieses Übertragungsprinzip geeignet ist praktisch alles, was digital betrieben werden kann.
5. „Bleisure“
Business und Leisure (Freizeit) sind in Projekten, die unsere Innenstädte und Stadtränder wiederbeleben, immer häufiger untrennbar.
Australische Innenstädte werden auch in Zukunft von Mischnutzungen geprägt sein – teils durch Neubauten (vor allem Wohnhäuser), teils durch den Umbau von Bestandsgebäuden, die sowohl Gewerbe- als auch Wohnnutzungen aufnehmen. Sollen Menschen dazu ermuntert werden, im Zentrum zu leben, bedarf es entsprechender Annehmlichkeiten und Angebote, z.B. die Aktivierung bisher verschlafener Quartiere insbesondere nach Büroschluss.
Melbourne hat diese Entwicklung bereits erlebt … und auch in Sydney findet das Mischnutzungsmodell immer mehr Verbreitung. Dies gilt vor allem für den Stadtteil Barangaroo, wo eines Tages 1800 Menschen leben und 23.000 arbeiten sollen und es große Flächen mit öffentlichen Räumen und gastronomischen Einrichtungen gibt.
6. Ergebnisse messen
Angesichts des wachsenden Wettbewerbs rund um das Gewinnen und Halten der besten Mitarbeiter geht es bei der Arbeitsplatzgestaltung nicht mehr nur um hochgradig maßgeschneiderte Lösungen, die jeweils die Einzigartigkeit der Unternehmen widerspiegeln, sondern auch um besser steuerbare Arbeitsplätze.
Wenn Menschen einen großen Teil ihres Wachlebens mit Arbeiten verbringen, dann muss ihre Arbeitsumgebung viel Unterstützung bieten. Vor diesem Hintergrund entwickelt das Architektur-, Design- und Planungsbüro Gensler gerade den Experiential Design Index (EDI), um damit zu messen, wie die Menschen auf den Raum reagieren, in dem sie arbeiten. „Auf der ganzen Welt, vor allem aber hier in Sydney bei unseren Kunden aus dem Bereich der neuen Technologien, gestalten wir Umgebungen, die sehr authentisch sind“, sagt Simon Trude von Gensler. „Wir entfernen uns immer mehr von den unternehmensspezifischen Hochleistungsarbeitsplätzen, die so lange das Büro geprägt haben.“
7. Zergliederte Arbeitsplätze
Flexible, leicht konfigurierbare und selbst transparente Screens werden das Bedürfnis der Büromitarbeiter nach Modularität und schnell adaptierbaren Arbeitsumgebungen erfüllen.
In Anbetracht zergliederter Arbeitsbereiche und Wohnlösungen mit komplexeren offenen Grundrissen erleben Raumteiler derzeit eine Renaissance – zuletzt fanden sie in den 1970er-Jahren weite Verbreitung und bestanden oft aus Rattan oder Kupfer.
Heutige Raumteiler sind von der Decke abgehängt und modular aufgebaut, sodass sie es erlauben, Büro- oder Pausenflächen immer wieder neu zu definieren.
8. Konzentriertes Arbeiten
Nachdem quantitative Leistungskriterien im Büro so lange im Vordergrund standen, ist jetzt ein Trend hin zu qualitativen Leistungskriterien zu erkennen.
Angesichts der zunehmenden Zahl an offenen und flexiblen Arbeitsumgebungen selbst bei traditionell eher konservativen Anwaltskanzleien und Wirtschaftsprüfern, ist zu erwarten, dass konzentriertes Arbeiten zukünftig leichter möglich sein wird. Dies geht einher mit einer neuen Wertschätzung des Unterschieds. So werden die gesunde Mischung von Mitarbeitern unterschiedlichen Alters und Geschlechts sowie unterschiedliche Arbeitsweisen von Arbeitsumgebungen nicht nur akzeptiert, sondern begrüßt. Letztere beschreibt Susan Cain in ihrem erfolgreichen Buch „Still: Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt“ (Originaltitel Quiet: The Power of Introverts in a World that Can’t Stop Talking).
9. „Wohnlichere“ Arbeitsplätze
Möbel und Oberflächen werden von vertrauteren und weniger unternehmensbezogenen Farbpaletten geprägt sein.
Lose Möblierungen sind jetzt „wohnlicher“, damit die Mitarbeiter gern länger im Büro verweilen und sich auch bei einem gemeinsamen Essen austauschen können. Oberflächen erscheinen in Bezug auf Farben und Materialität natürlicher und bestehen in zunehmendem Maße auch aus Stoff. Imitate natürlicher Material kommen immer häufiger zum Einsatz – z.B. in Form von „Holz“-Bekleidungen oder -Bodenfliesen. Bestimmte Fußbodenbereiche erhalten Teppichbeläge, um eine wohnliche Atmosphäre zu erzeugen. Insgesamt sind die Farbpaletten bunter und natürlicher.