Zwischen Unterricht, Farben und Textilien – der Bauhaus-Lehrer Johannes Itten

Der Maler und Pädagoge Johannes Itten war federführend bei der Etablierung des Vorkurses am Bauhaus. Seine Farb- und Gestaltungstheorien sind bis heute in der Architekturlehre zu finden.

Johannes Itten wurde am 11. November 1888 im Kanton Bern in der Schweiz geboren. In die Fußstapfen seines Vaters tretend wurde er zunächst Lehrer, 1909 begann er jedoch ein Studium an der Kunsthochschule in Genf. Unzufrieden mit der Lehre dort ging er 1910 zurück nach Bern, um sich als Sekundarlehrer weiterbilden zu lassen. 1912 unternahm er einen neuen Versuch an der Kunsthochschule, wechselte aber ein Jahr später nach Stuttgart, um bei Adolf Hölzel, Professor für Malerei an der Kunstakademie, zu studieren, der ihn nachhaltig prägte.

Lehrer am Bauhaus

1916 wagte er einen großen Schritt, den er im Laufe seines Lebens noch mehrfach wiederholen sollte und eröffnete seine eigene Kunstschule in Wien. In der österreichischen Metropole traf er Walter Gropius, der ihn, überzeugt von seinem Wirken, 1919 an das Bauhaus in Weimar berief. Dort war Itten federführend bei der Planung und Etablierung des Vorkurses, den alle Schülerinnen und Schüler absolvieren mussten. Dieser sollte innerhalb eines halben Jahres ein gestalterisches Grundverständnis durch Unterricht und experimentelle Materialübungen vermitteln. Am Bauhaus entwickelte und optimierte Itten auch Teile seiner Farbenlehre.

Vier Jahre später waren Differenzen mit Gropius unüberwindbar geworden und er verließ das Bauhaus. Itten kehrte zurück in die Schweiz und gründete in Herrliberg bei Zürich eine Kunstschule mit angeschlossener Weberei als Teil einer Siedlung von Anhängern des Mazdaznan. Die durchaus umstrittene religiöse Lehre, der Itten folgte, basiert auf Elementen des Zarathustrismus, des Hinduismus und des Christentums und sieht besondere Ernährungsregeln sowie regelmäßige Meditation vor. Schon zu seiner Zeit am Bauhaus machte Itten sich für ihre Verbreitung stark. 1925 verließ der Kunstpädagoge die Siedlung wieder und ging nach Berlin wo er 1926 eine Schule für Gestaltung gründete, die bis 1934, als sie vom NS-Regime geschlossen wurde, bestand und später Itten-Schule getauft werden sollte.

Leiter der Höheren Fachschule für textile Flächenkunst

Schon 1932 wechselte Itten selbst jedoch nach Krefeld, da er beauftragt wurde, die Leitung der dort neu gegründeten Höheren Fachschule für textile Flächenkunst zu übernehmen. Sechs Jahre später wurde er entlassen. Itten ging kurzzeitig zur Lehre in die Niederlande, kehrte 1938 aber in die Schweiz zurück und wurde dort Leiter der Kunstgewerbeschule sowie 1943 Leiter der Textilfachschule Zürich. Von 1952 bis 1956 war er Gründungsdirektor des Museums für außereuropäische Kunst und Kultur in Rietberg, das auch heute noch von der Stadt Zürich betrieben wird.

Das Zusammenwirken von Form und Farbe als Leitmotiv sowie die pädagogische Arbeit sollten ihn bis zu seinem Tod am 25. März 1967 begleiten.

Sie möchten mehr über Bauhäusler wie Johannes Itten erfahren? Christiane Lange, Vorsitzende des Projekt MIK e.V., hat das im April 2019 veröffentlichte Werk „Bauhaus und Textilindustrie“ herausgegeben, in dem Itten und viele weitere Impulsgeber porträtiert werden.

Die Villa Wesendonck, das Hauptgebäude des Museums für außereuropäische Kunst und Kultur, das Itten bis 1956 leitete. © Ikiwaner, Zuerich Villa Wesendonck, CC BY-SA 3.0

Johannes Itten war ein engagierter Lehrer, oft zu sehen an der Tafel. © Free-Photos/Pixabay

Der bekannte zwölfteilige Farbkreis von Johannes Itten wurde 1961 veröffentlicht. © gemeinfrei

Einen Überblick über alle bisher verfügbaren Stories erhalten Sie unter www.interface.com/100stories.

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