Anni Albers: Virtuosin am Webstuhl

Anni Albers wurde 1899 als Anneliese Elsa Frieda Fleischmann in Berlin geboren und begann 1919 eine künstlerische Ausbildung an der Hamburger Kunstgewerbeschule. Als sie 1922 an das Bauhaus in Weimar kam, war es ihr Ziel, Malerin zu werden. Doch es kam anders. Im Anschluss an den Vorkurs begann sie 1923 eine Ausbildung in der Weberei, wo sie unterschiedliche Stoffe produzierte und einzigartige Entwürfe fertigte, darunter solche für die industrielle Fertigung wie auch künstlerische Einzelstücke. 1925 heiratete sie den Bauhaus-Meister Josef Albers und hieß fortan Anni Albers. Ein Jahr nach ihrem Diplom – ihre Diplomarbeit 1930 war ein schalldämpfender, lichtreflektierender Vorhang aus Baumwolle und Zellophan – übernahm sie als eine der wenigen weiblichen Werkstattleiterinnen die Weberei von Gunta Stölzl, die das Bauhaus nach dem Webereiaufstand verließ.

Das Ehepaar Albers, das 1932 nach Schließung des Dessauer Bauhauses mit nach Berlin zog, teilte die Leidenschaft für die Abstraktion, der sich Anni Albers in den folgenden Jahrzehnten widmete. 1933 emigrierten die Albers in die USA, wo Josef Albers am renommierten Black Mountain College dozierte. Auch Anni Albers lehrte dort neben ihren Web- und Schreibarbeiten ab 1939. Zehn Jahre später zog das Ehepaar nach Connecticut, wo sich Anni Albers weiterhin mit Textilgestaltung, Weben, Schreiben und Zeichnen beschäftigte. Insbesondere Reisen nach Mittel- und Südamerika, die die Albers von den Dreißiger- bis Siebzigerjahren unternahmen, hatten Einfluss auf ihre Arbeit. 1965 veröffentlichte sie das Buch „On Weaving“, das sich mit der Webkunst, ihrer Geschichte und Bedeutung befasst.

Anni Albers war die erste Textilkünstlerin, der das MOMA eine Einzelausstellung widmete. Weitere Ausstellungen, Auszeichnungen und ein Ehrendoktortitel belegen ihre Bedeutung. Anni Albers starb 1994.

Traditionelle Webschiffchen © Surya Prakash.S.A., Weaving shuttles, CC BY-SA 3.0

Bauhaus Dessau © janine pohl, Dessau bauhaus 04, CC BY-SA 3.0

Das Black Mountain College in Connecticut, wo das Ehepaar Albers einige Jahre lehrte.

Einen Überblick über alle bisher verfügbaren Stories erhalten Sie unter www.interface.com/100stories.

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