Grete Stern – die Ironische

Im Anschluss an ihre Lehre zur Grafikerin und Typografin in Stuttgart (1924–1927) sah Grete Stern eine Ausstellung mit Bildern von Paul Outerbridge und Edward Weston, die sie dermaßen begeisterte, dass sie das Fotografiehandwerk erlernen wollte. Ihr Bruder stellte über den ehemaligen Bauhausschüler Umbo (Otto Umbehr) den Kontakt zu Walter Peterhans her, bei dem sie Privatunterricht nahm. 1928 kam Ellen Rosenberg (später Ellen Auerbach) als zweite Schülerin hinzu. Stern und Rosenberg etablierten nach ihrer Lehrzeit das gemeinsame erfolgreiche Werbestudio „ringl+pit“. Dafür hatte Stern Peterhans seine komplette Dunkelkammerausrüstung abgekauft und in ihrer Wohnung eingerichtet.

Im Jahr danach, 1929, kam Grete Stern durch Walter Peterhans’ Berufung ans Dessauer Bauhaus. 1933 ging Stern nach London, wo sie als Portraitfotografin arbeitete, bevor sie – wiederum drei Jahre später – mit ihrem ersten Ehemann, dem Fotografen Horacio Coppola, in dessen Heimat Argentinien übersiedelte. Beide machten dort Fotografiekarrieren, wobei Sterns Fotomontagen weiterhin von ihrer Zusammenarbeit mit Ellen Auerbach beeinflusst waren. Sie zeigten ironisierende Darstellungen weiblicher Rollenbilder, ein Kernthema ihrer Arbeit. In den 1960er-Jahren dokumentierte sie erstmalig eindrücklich Lebensformen, Gesichter und soziokulturelle Probleme der indigenen Bevölkerung im Gran Chaco. Grete Stern starb am 24. Dezember 1999 in Buenos Aires.

Grete Stern, Selbstportrait

Von 1956 bis 1970 arbeitete Grete Stern am Nationalmuseum für Bildende Künste in Buenos Aires; © Beatrice Murch, Museo Nacional de Bellas Artes (12407), CC BY-SA 2.0

Einen Überblick über alle bisher verfügbaren Stories erhalten Sie unter www.interface.com/100stories.

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