Im Rahmen unseres 50-jährigen Bestehens, blicken wir auf die Aspekte unserer Reise zurück, die Interface zu dem gemacht haben, was es heute ist. Farbe, Muster und Material sind allesamt wichtige Designelemente, die die Inneneinrichtung der letzten fünf Jahrzehnte geprägt haben. Von Mode bis hin zu Wohn- und Geschäftsräumen wollen wir uns mit den Auswirkungen dieser Trends beschäftigen – von den 1970er Jahren bis heute.
1970er – Design bis zum Maximum
Wenn man die 70er Jahre in einem Wort zusammenfassen könnte, dann wäre es wohl groovy.
Dieser Gedanke wird von Chip DeGrace, Director of Design Purpose bei Interface, geteilt, der sich an die Einzigartigkeit dieses Jahrzehnts erinnert. „Ich wurde in den 60er Jahren geboren, war aber ein Kind der 70er“, sagt DeGrace. „Damals waren die Farben kräftig und die Muster groß. Die Leute hielten sich nicht zurück – man sah viel Avocado-Grün, Gelb und Orange zusammen mit geometrischen Mustern.“
Laut Katherine Cohen, Associate Creative Director bei Interface, setzten die Designer in dieser Zeit außerdem auf Natur und Handarbeit – man denke z.B. an erdige Farben, Flower Power, Häkeln, Makramee, Zottelteppiche sowie organische Wellen.
„Wenn man diese Zeit mit einem kritischen Auge betrachtet, muss man zugeben, dass es einige unglückliche Dinge gab, aber auch viel Brillantes – aber vor allem war das Design der 70er Jahre definitiv nicht langweilig“, so DeGrace weiter.
1980er – Ein Spektrum des Designs
Das nächste Jahrzehnt läutete eine Zeit ein, in der Designer als echte Berühmtheiten angesehen wurden. DeGrace begann damals seine Designerkarriere und erinnert sich an den Einfluss von u.a. Phillipe Starck und Michael Graves.
Die 80er Jahre waren auch ein Jahrzehnt der Extreme, was sich in Mode, Frisuren, Design und vielem mehr zeigte. „Ich erinnere mich, dass es in den 80ern einige verrückte Derivate in Architektur und Inneneinrichtung gab“, sagt DeGrace. „Hyper-Eleganz und Punk existierten nebeneinander und die Memphis-Bewegung sowie die Postmoderne waren auf dem Vormarsch. Pastellfarben wie Mauve und Meerschaumgrün waren beliebt, und es gab VIEL Grau.“
1990er – Klassischer Komfort
Nach der Komplexität der Postmoderne wurden Farben und Muster in den 90er Jahren wieder etwas traditioneller und förderten ein Gefühl von Komfort und Stabilität. „In den 90ern wuchs das Interesse an klassischen Farben wie Burgunderrot und Jägergrün sowie an warmen Holztönen“, so Cohen. „Bei den Bodenbelägen herrschte ein historischer Look vor – Berberteppiche, schwarz-weiße Harlekinfliesen und Bordüren waren weit verbreitet.“
Gingham, florale und geometrische Muster waren in den 90er Jahren allgegenwärtig – von Möbeln bis zu Tapeten. Sie waren jedoch in gedeckten Farbpaletten gehalten, um zu verhindern, dass die Muster die Innenräume überwältigen. „Wenn das Design der 1980er Jahre eine Erkundung des Exzesses war, so waren die 1990er eine Studie der Zurückhaltung“, so DeGrace.
2000er – Copycat Chic
Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde das, was alt war, wieder neu. Bauherren renovierten Fabriken zu Loftwohnungen und Büros, und industrielle Elemente wie freiliegende Ziegel und Betonböden lagen im Trend. Sogar bei Neubauprojekten wurden solche Elemente verwendet, um den Look der adaptiven Wiederverwendung zu imitieren.
Auch Tiermuster und Kunstpelze waren im Kommen. „Rückblickend waren die 2000er eine interessante Zeit. Fake it till you make it galt sowohl für die Mode als auch für das Design“, so Cohen. „Man sah Prominente mit Leopardenmuster und Kunstleder auf dem roten Teppich, während Kunstpelze in Wohnräume einzogen. Zum Glück haben Designer diese Ideen mit Bedacht in kommerzielle Projekte integriert.“
2010er – Aussagekräftige Akzente
Zu Beginn der 2010er Jahre wurden die Muster größer und kühner. Große, grafische Formen wurden zur Norm bei Polstern, Teppichen und Fensterdekorationen. „Vor zehn Jahren ging es bei Stoffen vor allem darum, mit hellen Farben wie Teal und Tangerine sowie Mustern wie Chevron und Ikat ein Statement zu setzen“, so Cohen.
Diese Muster begleiteten ein Revival der Moderne der Jahrhundertmitte und des modernen Landhausstils. „Man sah bunte Akzente, die durch graue oder weiße Oberflächen ausgeglichen wurden“, so Cohen. „Breite Dielenböden waren groß im Kommen, und als der Landhausstil immer mehr an Bedeutung gewann, tauchten auch Büffelmuster wieder auf.“
2020er – Eine Verschiebung hin zu mehr Wärme
Vier Jahre nach Beginn des aktuellen Jahrzehnts ist klar, dass die Designer warme Töne und Weichheit in der Inneneinrichtung bevorzugen.
„Heute wird die Kombination Rost/Lachs wirklich als neutrale Farbe verwendet“, sagt Cohen. „Ich denke, dass lachsfarbenen Polsterungen den Platz eingenommen haben, den früher Greige innehielt. Designer kombinieren sie mit dunklerem Rost und helleren Pfirsichtönen. Wir sehen auch viele abgerundete Formen und organische Linien, wie sie in Kelly Wearstlers Graffito-Muster zu finden sind.“
Mandy Leeming, Interface Design Director, stimmt zu, dass erdige Farben das Gebot der Stunde sind: „In den letzten Jahren haben wir gesehen, dass sanfte Neutrale und Pastelltöne wichtig sind, wobei Töne wie Terrakotta, Braun oder auch Matcha-Grün beliebt sind und bei Pinterest-Suchen als Trend gelten. Jetzt sehen wir eine starke Hinwendung zu weichen, gedämpften Tönen wie Milch, Kreide und Ton.“
Farbe, Muster & Material: Der Ausblick
Auch wenn DeGrace einräumt, dass niemand wirklich weiß, was auf uns zukommt, glaubt er, dass das gewerbliche Design weiterhin von der beabsichtigten Nutzung und dem Ambiente eines Raums bestimmt sein wird. „Farben, Muster und Materialität werden sehr spezifisch sein und das Stimmungsbild insgesamt ein wenig fragmentieren, aber diese Vielfalt kommt letztendlich den Nutzern zu Gute, weil es eine Auswahl an Raumtypen, Größen und Technologien geben wird“, erklärt DeGrace.
Laut Cohen sind viele Designregeln außer Kraft gesetzt worden. „Der Maximalismus ist in großem Stil zurückgekommen, was den Leuten die Angst vor dem Mischen von Mustern genommen hat“, sagt Cohen. „Das Wiederauftauchen der Tapete bietet auch eine Gelegenheit zur weiteren Ausarbeitung. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.“