Vier Möglichkeiten, eine positive Wirkung zu erzielen

Wussten Sie, dass die Baubranche der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen ist?

Es stimmt. Gebäude und Bauwerke verursachen 40 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Experten sagen, dass die CO2-Emissionen der gebauten Umwelt innerhalb der nächsten 15 Jahre ihren Höhepunkt erreichen müssen, damit die Erde eine Chance hat, unter dem Tipping-Point der globalen Erwärmung zu bleiben. Innerhalb des selben Zeitraums werden wir weltweit fast 85 Milliarden Quadratmeter neue Gebäude errichten und größere Renovierungsarbeiten durchführen.

New York City skyline, with the Empire State Building in the center.

Nach Angaben von Architecture 2030 werden wir den weltweiten Gebäudebestand voraussichtlich um 230 Milliarden Quadratmeter neue Grundfläche erweitern und ihn bis zum Jahr 2060 verdoppeln. Dies entspricht, dass 40 Jahre lang jeden Monat die Fläche von New York City hinzukommen würde.

Mit diesem Wissen haben Architekten und Designer die große Chance, Produkte vorzugeben, die eine umweltfreundliche Chemie, eine Kreislaufwirtschaft und ein gesünderes Klima fördern. Das scheint unmöglich zu sein? Mit den richtigen Kenntnissen und Tools ist es einfacher als Sie vielleicht denken. Hier sind vier Strategien, mit denen Sie jetzt beginnen können.

Fordern Sie echte Transparenz

Mit dem zunehmenden Bestreben, nachhaltige Produkte herzustellen, steigt auch die Notwendigkeit, die Legitimität der umwelt- und gesundheitsbezogenen Angaben dieser Produkte zu gewährleisten. Daher ist es wichtig, die Auswirkungen von Produkten auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu bewerten – zwei Anforderungen, die untrennbar miteinander verbunden sind.

Wie bekommt man diese Informationen im Wesentlichen?

  • Environmental Product Declarations (EPDs – Umweltproduktdeklarationen) enthalten transparente, überprüfte und vergleichbare Informationen über die Umweltauswirkungen von Produkten im Laufe ihres Lebenszyklus. Eine EPD ist nicht nur eine umweltfreundliche Aussage oder ein Versprechen, sondern teilt Produktinformationen auf konsistente Weise, die nach einem öffentlichen Standard zertifiziert und von einem glaubwürdigen Dritten verifiziert wurden.
  • Health Product Declarations (HPDs – Gesundheitsproduktdeklarationen) enthalten Angaben zu Inhaltsstoffen und Gefahren des Produkts. Eine HPD ist ein großartiges Werkzeug, um Verbesserungsmöglichkeiten ins Gespräch zu bringen und zu erläutern, inwieweit Gefahren bei der Verwendung des Inhaltsstoffs bestehen.

Hersteller sollten Informationen über ihre Herstellungsprozesse, Produktinhalte und Gesamtauswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit offen legen. Transparente Dokumente sind ein guter Anfang, um diese Informationen zu bekommen. Bedenken Sie jedoch, dass einzelne Angaben nicht immer einen vollständigen Überblick über den Inhalt eines Produkts oder die möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit liefern. Aus diesem Grund ist es wichtig, tiefer zu gehen: Bitten Sie die Hersteller, mehr über ihre Prozesse zu erfahren, um die Stärken und Schwächen ihrer Produkte feststellen zu können.

Geben Sie CO2-neutrale Materialien vor

Die Weltgesundheitsorganisation und die Centers for Disease Control and Prevention betrachten den Klimawandel als die größte Bedrohung des 21. Jahrhunderts für die menschliche Gesundheit. Um die negativen Auswirkungen der gebauten Umwelt auf das Erdklima zu stoppen und sogar umzukehren, ist es wichtig zu verstehen, was den gesamten CO2-Fußabdruck eines Projekts ausmacht. In Bezug auf ein Gebäude bedeutet dies, zwei Arten von CO2-Emissionen zu betrachten:

  • Operational Carbon ist CO2, das während der Lebensdauer eines Gebäudes ausgestoßen wird, beispielsweise die Energie, die zum Heizen und Kühlen verwendet wird.
  • Embodied Carbon ist CO2, das bei der Herstellung, dem Transport und dem Aufbau von Baustoffen freigesetzt wird.

Die Reduzierung beider Emissionsarten ist die Lösung, aber die größte und dringlichste Chance bietet die Reduzierung von Embodied Carbon. In diesem Bereich haben Architekten und Designer einen großen Einfluss auf die Materialien, die in ein Bauprojekt einfließen. Durch eine sorgfältige Produktauswahl können Sie dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck Ihrer Neubau- und Renovierungsprojekte zu verringern. Wenn Sie die Hersteller nach dem CO2-Fußabdruck ihrer Produkte fragen, können Sie die gesamten Lieferketten der Produkte transformieren. Denken Sie daran: Wenn Sie es nicht vorgeben, bekommen Sie es nicht!

Außerdem stehen Tools zur Verfügung, mit denen Sie CO2-arme Produkte identifizieren können. Mithilfe einer neuen, kostenlosen Online-Ressource namens „Embodied Carbon in Construction Calculator“ (EC3), die auf der diesjährigen Greenbuild vorgestellt wurde, können Designer herausfinden, wie verschiedene Bauprodukte zum CO2-Fußabdruck eines Projekts beitragen. Das EC3-Tool bietet praktische Strategien für die Auswahl von Produkten und Materialien, mit denen sich die CO2-Emissionen reduzieren lassen. Außerdem werden Produkte zu vergleichbaren Preisen gezeigt, sodass es keine Kostenfrage sein muss, ein „umweltfreundlicheres“ Produkt zu erhalten.

Bestehen Sie auf einen hohen Recyclinganteil

Viele Hersteller bieten Produkte mit Recyclinganteil an. Dies ist ein Vorteil, wenn Sie sich um eine LEED-Zertifizierung bewerben oder einfach nur auf die Materialien achten möchten, die Sie für Ihre Projekte auswählen.

Der gesamte Recyclinganteil eines Produkts stammt aus einer Kombination von Pre- und Post-Consumer-Anteilen. Tatsächlich können Produkte eine Mischung aus Folgendem enthalten:

  1. Post-Consumer Recyclinganteil – Material, das nach dem bestimmungsgemäßen Gebrauch aus dem Abfallstrom entnommen wird
  2. Pre-Consumer Recyclinganteil – Abfallmaterial, das beim Herstellungsprozess anfällt
  3. Rohmaterial – Rohstoffgewinnung aus der Natur
  4. Biobasierte Materialien – Substanzen, die von lebenden (oder toten) Organismen stammen

Durch die Verwendung von Recyclinganteilen werden nicht nur Abfallstoffe auf Deponien vermieden. Durch den Ersatz von Rohmaterial in ihren Produkten können Hersteller den Energieverbrauch, die Treibhausgasemissionen und die Gewinnung begrenzter Ressourcen aus der Erde senken.

Der GlasBacRE-Teppichfliesenträger von Interface enthält mindestens 85 % Gesamtrecyclinganteil, einschließlich bis zu 30 % Post-Consumer-Recyclinganteil.

Wenn Sie Produkte mit Recyclinganteilen in Betracht ziehen, achten Sie auf die darin enthaltenen Arten des Recyclingmaterials. Zum Beispiel reduziert recycelter Kunststoff (wie das Nylon in Teppichen) die Klimabelastung stärker als einige andere recycelte Materialien (z.B. Kalkstein), da die Herstellung von reinem Nylon sehr energieintensiv ist. Auch hier können Sie durch die enge Zusammenarbeit mit Herstellern besser nachvollziehen, was in ihren Produkten steckt. Fragen Sie sie nach Recyclinganteilen und verlangen Sie Produkte, die eine neue Verwendung von Abfällen ermöglichen und die Umweltbelastung verringern.

Verlangen Sie am Ende der Lebensdauer die Rückgabe

Beim Recycling geht es nicht nur darum, was in die von Ihnen verwendeten Produkte fließt. Es ist genauso wichtig darüber nachzudenken, was am Ende der Lebensdauer eines Produkts passiert.

Nehmen wir zum Beispiel den Bodenbelag. Mehr als 1,8 Milliarden Kilogramm Teppich landen jedes Jahr auf Mülldeponien in den Vereinigten Staaten. Und während etwa 14 % der Post-Consumer-Teppiche gesammelt werden (laut CARE), werden weniger als 5 % davon recycelt.

Was passiert mit den alten Materialien, die bei Renovierungsprojekten entfernt und ersetzt werden? Hersteller und Planer, die in einem Raum ein Produkt verwenden, sollten sich vorher überlegen, wie dieses Produkt irgendwann wieder aus diesem Raum entfernt werden kann. Nicht alle Hersteller erstellen für diesen Zweck die gleichen Rücknahmeprogramme. Sie sollten die Hersteller fragen:

  • Werden zurückgenommene Produkte tatsächlich recycelt?
  • Wie viel Prozent der Materialien des alten Produkts können in einem neuen Produkt verwendet werden?
  • Welches neue Produkt kann aus diesen Materialien hergestellt werden?
  • Wie viel von dem neuen Produkt wird tatsächlich produziert?
  • Welche neutrale Organisation überprüft Ihre Angaben zum Recyclingprozess?

Zu wissen, wie man gesündere und nachhaltigere Produkte herstellt, ist der erste Schritt zur Schaffung einer gebauten Umwelt, die für unseren Planeten und für uns besser ist. Dieses Wissen in die Tat umzusetzen, ist der nächste Schritt. Denken Sie bei Ihren anstehenden Projekten an Produkte, die eine optimale Balance zwischen umweltfreundlicher Chemie, Kreislaufwirtschaft und Embodied Carbon herstellen – auch wenn Ihre Kunden nicht danach fragen! Auf diese Weise können Sie das bestmögliche Design mit der höchstmöglichen positiven Wirkung erzielen.

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